Christrose (Helleborus niger) in Aquarell – Schritt für Schritt {Video}
In Deutschland ist die Schneerose, Christrose oder auch der Schwarze Nieswurz (Helleborus niger) nur in Bayern heimisch, denn sie mag es alpin. In Österreich und der Schweiz gibt es sie dem entsprechend häufiger anzutreffen. Die meisten kennen sie, wie ich wahrscheinlich aus dem Garten.
Es gibt auch andere Nieswurz also Helleborusarten, wie der Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus), die etwas häufiger wild anzutreffen sind und kleinere, grüne Blüten haben.
In diesem Post findest du eine Anleitung, wie du Schritt für Schritt eine Christrosenblüte in Aquarell malst.
Dies ist Teil drei meiner Botanischer Advents Blogpostreihe.
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Beide Arten gehören botanisch zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae), sind also verwandt mit Hahnenfüßen, also „Butterblumen“ , aber auch Sumpfdotterblumen.
Mit ihnen gemeinsam haben sie die 5 Blütenblätter, 5 Kelchblätter, die unendlich vielen Staubblätter und Fruchtblätter (weiblicher Teil der Blüte).
Die befruchteten Blüten bilden dann dicke Balgfrüchte aus, die gefüllt sind mit Samen und von Ameisen und Schnecken verbreitet werden.
Besondere Winterblüte
Was die Schneerose so besonders macht ist vor allem die Blütezeit. Denn sie beginnt im Dezember mit der Blüte und blüht den ganzen Winter durch bis ins Frühjahr hinein. Da die Laubblätter beim ersten Aufblühen absterben, bilden sich nach der Befruchtung die Blütenblätter so um, dass sie Photosynthese betreiben können. Sie laufen also grün an!
Darum sind Schneerosen auch so ein interessantes Motiv, denn die weißen Blütenblätter fangen an langsam ins grüne, und rosane anzulaufen.
Video: Der gesamte Malprozess Christrose (Helleborus niger)
Zeichnung
Ich zeichne die Blüte in HB Bleistift einzeln auf postkartengroßem Papier. Im Anschluss decke ich vereinzelnd Staubbeutel und Staubfäden mit Maskierflüssigkeit ab.
Hinweis:
Rubbelkrepp, oder auch Abdeckflüssigkeit oder Maskierflüssigkeit genannt, ist ein tolle Hilfe in der Aquarellmalerei.
Sie wird mit einem Pinsel (, den du dann nur dafür verwendest,) oder direkt aus der Tülle auf Flächen aufgetragen, die von Lavierungen ausgespart werden sollen.
Nachdem die Fläche, wie hier die Staubfäden und einige Pollensäcke, mit der Maskierflüssigkeit abgedeckt ist und diese getrocknet ist, kann man diese Fläche unbesorgt übermalen.
Nach dem Trockenen der Farbe kann die Maskierflüssigkeit abgerieben werden und das weiße Papier darunter tritt zu tage.
Mischen
Im nächsten Schritt testen und mischen wir passende Farbetöne. Auch die noch helle Schneerosenblüte ist nämlich alles andere als „weiß“. Sie läuft stellenweise grün und braun an. Außerdem sind ihre schattigen Bereich grau.
Wir mischen das Grün mit unseren Pirmärfarben: Cyan, Zitronengelb und etwas Magenta.
Außerdem ergänzen wir das Grün mit Lichter Ocker, für einen hellen, „ausgewaschenen“ Grünton.
Mit diesen vier Farbtönen können wir eine ganze Reihe an Dunkel- bis Gelbgrünen Farbtönen erziehlen.
Für die Schatten auf den Blütenblättern mischen wir ein Grau aus Kobaltblau und Echt-Orange.
Die verwendeten Farbtöne sind:
- Lichter Ocker (PY42)
- Siena gebrannt (PBr7)
- Echtgelb zitron (Primär-Gelb) (PY3)
- Magenta (Primär-Rot) (PR122)
- Cyan (Primär-Blau) (PB15:3)
- Kobaltblau (PB28)
- Echt-Orange (PO71)
Außerdem
- Weißer Gelstift oder
- weiße Tinte optional
- Maskierflüssigkeit
Erste Lasur – Zarte Farbe nass in nass
Die erste Lasur der weißen Schneerose entsteht nass in nass um schön zarte Farbverläufe der grünen Bereiche zu erhalten.
Hierfür feuchte ich immer ein einzelnen Blütenblatt mit sauberen Wasser an und lasse dann grüne und „ockrige“ Farbe dort hineinlaufen, wo ich dies auf der Blüte sehe.
Es geht hier noch nicht darum unglaublich exakt zu sein. Ungefähre Farbwolken, wo du sie haben willst, reichen aus.
Zweite Lasur – Die Schatten
Wenn die erste Lasur in Nass-in-Nass getrocknet ist, machen wir mit der zweiten Lasur weiter.
In der zweiten Schicht bekommen die Blütenblätter Schatten.
Dafür verwende einen transparenten Graumix aus Kobaltblau und Echt-Orange.
Es ist wichtig, dass du ein transparentes Grau bzw. eine Graumischung aus transparenten Farben verwendest, denn die grün-ockrige erste Farbschicht soll weiterhin durchschimmern.
Im besonderen achte ich darauf:
- Welches der Blätter einen Wurfschatten durch die darüber liegenden Schatten hat
- Ob die Schatten eine harte Kante haben oder ich sie sanft verstreiche
- Die Wurfschatten der Pollensäcke
Dritte Lasur – Details
Nun geht es mit den Details weiter.
Zunächst male ich die grünen Nektarien, die hinter den Staubblättern zu sehen sind. Während diese trocknen ergänze ich einige Schatten und grüne Details an den Blütenblättern. – Dies ist kein Muss, sondern nur ein Schritt, wenn du es notwendig findest.
Die Fruchtkörper im Zentrum kriegen einen Hellgrünen Anstrich und nach dem Trocknen gleich ein paar Schatten, die ihnen Form geben.
Dann sind die Pollensäcke an der Reihe. Erst eine Schicht in Ocker-Gelb-Orange, dann eine Schicht mit Schattengrau, sodass einige Pollensäcke nach vorne, andere nach hinten rücken.
Jetzt kann auch die Maskierflüssigkeit entfernt werden.
Danach räume ich diese weiß gelassenen Bereiche etwas auf. Die hellen Staubfäden übern den Nektarien werden etwas verdünnt, teils male ich auch Staubfäden in grau ein.
Wenn du im Anschluss findest, dass du mehr Highlights in weiß ergänzen willst, dann kannst du das mit weißen Gelstift oder weißer Tinte tun!
Das ist vielleicht nicht die feine englische botanische Aquarellart, aber es macht Freude!
Egal, ob als schöner Moment für dich, als Dekoration oder als Geschenk, der Winter bietet eine Vielzahl an Motiven aus der Pflanzenwelt.
Du bist eingeladen die Winterwelt um dich herum mit den offenen Augen einer Naturmalerin zu entdecken – denn überall sind kleine Wunder, die gemalt werden wollen.
Ich zeige dir, wie es geht. Ganz einfach Schritt für Schritt in diesem Kurs.