In diesem Post bekommst du ein kompakte Einführung ins Mischen von Grün und meine besten Tipps für natürliche Grüntöne.
Heute Nacht hat es geregnet und als ich mit Thorin (Hund) in der Früh eine Runde drehte war ich überwältigt von der Intensität des Grüns, das plötzlich überall explodierte.
Es war ein bisschen so, als hatte ich vergessen, wie heilsam es ist in eine grüne Baumkrone zu blicken.
Auf jeden Fall hat mich das inspiriert das Thema für heute über den Haufen zu werfen und noch einmal übers Grün-Mischen zu sprechen.
Eigentlich ist „Grün“ ganz einfach ;) Es ist eine sekundäre Farbe aus den Primärfarben Cyan (Blau) und Gelb.
Doch bei der Vielzahl an Pflanzen und Grünschattierungen da draußen ist die Herausforderung das „Richtige“ Grün zu mische groß.
Bevor ich in den theoretischen Details gehe, hier meine 3 übergreifende Tipps:
1. Lieber „gut genug“ als gar nicht gemalt
Die Perfektionistinnen unter uns können sich ewig damit aufhalten genau den richtigen, einen passenden Farbton zu mischen. Ich verstehe warum, das Grün eines Efeublattes ist anders als das vom Löwenzahn oder das einen Grashalms im August. Der Grünton ist also durchaus ein wichtiges Merkmal.
Doch trotzdem sage ich: Hauptsache die Richtung stimmt! Natur ist vielfältig und eine Art kommt je nach Standort in so vielen Variationen vor. Dein Modell landet nach dem Malen auf dem Kompost, dein Bild bleibt. Dein Bild hat also recht ;)
2. Selber Mischen statt aus dem Napf oder der Tube
Wahrscheinlich hast du, wie ich auch, eine Reihe an Grüntönen in deinem Farbsortiment. Diese Mischungen sind praktisch, denn sie kürzen den Weg zum passenden Grünton ab. Ich benutzte sie gerne unterwegs im Skizzenbuch. Für Grüntöne bei botanischen Aquarellen empfehle ich jedoch das Mischen von eigenen Grüntönen.
Warum? Kontrolle!
Wer hat schon immer im Kopf aus welchen Pigmenten die Mischungen im Kasten sind? Ob diese zwei oder drei Pigmente enthalten, ob diese Pigmente transparent sind oder eher deckend,…
Wenn ich mir hingegen mein Grün aus einem blauen Pigment/Ton und einen gelben Pigment/Ton zusammenmische, kenne ich die Eigenschaften meiner Mischung.
3. Setze auf möglichst transparente Farbtöne beim Mischen
Das gilt eigentlich für alle Farbmischungen, aber es schadet nicht es an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen. Wenn du mehrere Farbschichten übereinander setzen willst (Lasuren) müssen deine Farben transparent sein, damit das schön zur Geltung kommt und nicht einfach stumpf oder kalkig wirkt.
Darum mische ich bevorzugt mit Cyan (PB15:3, transparent), Ultramarin (PB29 halbtransparent) oder Kobaltblau (PB28, halbtransparent).
Früher habe ich viele Grüntöne mit Preußischblau (PB27) gemischt, weil es mit seinem Rotstisch (dazu gleich mehr) schöne natürliche Farbtöne erzeugt. Allerdings ist Preußischblau halbdeckend, sodass die Blätter schnell stumpf und matt wirken.
(Die Angaben zu den Pigmentnummern und Transparenz beziehen sich auf meine Lukas Aquarell 1862 Farben. Wenn du eine andere Marke benutzt, suche im Internet am besten nach „[Markennamen] Aquarell Farbkarten PDF“, um die passende Broschüre mit allen Farben und ihren Eigenschaften zu finden.)
Der Misch-Prozess
Es grünt so grün
Gelb + Blau, aber welches Gelb und welches Blau?
Der Blauton bestimmt den Grünton viel mehr als das Gelb, er dominiert ein bisschen. Grob gesagt: Helles Blau, wie Cyan, macht helles Grün und dunkles Blau, wie Ultramarin, macht ein dunkleres Grün.
Für das frische Frühlingsgrün vom Echten Nelkenwurz würde ich also eher Cyan oder Kobaltblau als Ausgangsblau nehmen. Für das dunkle Grün eines alten Efeublattes eher Ultramarin dunkel.
Ist das Gelb also egal?
Jein! Im Zweifelfall kannst du immer ein Primärgelb, wie Zitronengelb oder Echtgelb nehmen, das „Standardgelb, was mit deinem Kasten kam“. Wärmere Gelbtöne, die etwas ins Orange gehen, wie Gummigutt oder Indischgelb, machen aber häufig schön natürliche Grüntöne. Dazu gleich mehr.
Mein Grünmix ist so quiiiitschig und unnatürlich, was soll ich tun?
Die Natur ist selten neongrell, natürlich Grüntöne haben meist eine kleine Trübung. Ihre Brillanz ist gebrochen. Denke eher Oliv als Neon-Maigrün.
Beim Grünmischen sorgen wir für einen natürlichen Ton, indem wir mit Komplementärfarben trüben (mehr Details zu Komplementärfarben und ihrem Einsatz beim Mischen findest du in meinem Durchstarter Workshop Nr. 2 für Anfänger in botanischer Malerei).
Die Komplementärfarbe von Grün ist Rot bzw. Magenta.
Ein Hauch Magenta goes a long way
„Einen Hauch Magenta“ ist einer dieser Sätze, die ich bei Workshops ständig sage. Denn ein Hauch Magenta macht aus einem knalligem Grün, das schon fast-irgendwie-so aussieht, wie unsere Pflanze, einen wunderschönen natürlichen Farbton.
Noch mehr Magenta macht übrigens ein schönes Grün-Rot-Braun :)
Und genau deshalb ergibt Blauton + orangiges Gelb einen getrübten Farbton, weil im Gelb schon der Hauch ins Rote beigefügt ist.
Meine Pflanze sieht eher so ausgewaschen aus, was soll ich tun?
Gerade am Ende des Sommers verlieren viele Pflanzen ihre Brillanz und verblassen etwas. Das sorgt für besonders soft-pastellige Landschaften im September und für eine neue Misch-Herausforderung!
Mein Tipp ist: Lichter Ocker (PY42)
Lichter Ocker ist einer meiner absoluten Lieblingstöne ohne den ich nicht leben wollte! Du kannst ihn gleich als „Gelb“ beim Mischen verwenden, oder deinen Grünton nachträglich einen natürlichen, hellen, erdigen Ton verpassen.
Mein Go-To-Alleskönner Grün
Mit Cyan (PB15:3) + Gummigutt (PY153) komme ich eigentlich überall hin, wo ich hinmischen will. Beide Farben sind transparent und eigenen sich zum Lasieren. Auch lassen sie sich ganz gut wieder abheben (für Highlights oder Blattvenen).
Ausgehend von dieser Mischung kann ich sie weiter trüben, mit etwas Magenta, oder abdunklen durch Hinzufügen von Ultramarin dunkel.
Das gleich gilt übrigens auch für Phtalogrün (PG7) + Gummigutt (PY153) – Diese Mischung wird auch häufig als Saftgrün/Sap green fertig verkauft.
Du hast Saftgrün im Kasten? Schlage doch mal nach, aus welchen Pigmenten es sich zusammensetzt!
Die Umsetzung
Diese Hinweise sollen dir helfen deine Mischzeit abzukürzen. Dir einen Anhaltspunkt zum Beginnen geben.
In Realität geht natürlich nichts übers Ausprobieren.
Darum starte ich eigentlich jedes Motiv mit kleinen Farbproben, wo ich verschiedene Mischungen ausprobiere.
So sehen z.B. die Notizen und Teststreifen für mein Taubnessel Aquarell aus:
Frohes Mischen + Malen!
Wenn du noch mehr Tipps und Übungen zum Farben Mischen für Botanische Aquarelle möchtest, dann ist mein Durchstarter Workshop Nr. 2 für Anfänger in botanischer Malerei) genau richtig für dich!
Danke für die ausführliche Beschreibung – das ist total spannend zu sehen und zu lesen.
Ich bin auch derzeit drüber, mir solche „Color Swatches“ zu machen, einfach weil ich manchmal sehr unschlüssig bin, was für Töne sich alles durch Mischungen erzeugen lassen.
Und klar, sie sehen gemischt oft zigmal besser aus als die fertigen Töne.
Danke auch für das PDF, du gibst dir immer so viel Mühe für deine Leser!!! Danke dafür!
Hallo Birgit,
ich danke dir für die vielen positiven und interessanten Kommentare. Viel Spaß mit dem PDF, hoffe es hilft und macht Spaß.
LG, Gesche
Vielen lieben Dank für die tollen Tipps, Gesche :-) Bald werde ich meinen ersten Aquarellkurs besuchen und ich freue mich schon darauf! Bei Deinen YouTube-Tipps werde ich jetzt auch mal reinschauen. Ich kann mich Birgit nur anschließen: Finde es toll, mit welcher Hingabe Du Dein Wissen weitergibst!
Dankeschön. Ich wünsche dir jetzt schon mal viel Spaß bei deinem Aquarellkurs, der wird bestimmt ganz toll!
Liebe Grüße, Gesche
Liebe Gesche, das hast du wieder wunderbar erklärt. Ich bin gerade dabei mich mehr mit dem Mischen und den Farben zu beschäftigen, da ist deine Erklärung sehr hilfreich, es ist faszinierend zu sehen welche Farben man durch mischen erzielen kann.
Danke für deine Mühe und Arbeit die du investierst, ich lese immer alles mit auch wenn ich nicht immer kommentiere.
♥lich Claudia
Danke Claudia,
es ist immer gut zu hören ähm lesen, dass die Beiträge nicht nur hübsch anzuschauen sind (was ja auch schon nicht schlecht ist), sondern auch tatsächlich helfen.
Liebe Grüße, Gesche
P.S.: Schaue auf deinem BLog auch öfters vorbei, als ich Kommentare hinterlasse^^
Gesche du bist schuld, dass ich wieder zum Pinsel und Block greife . Ich hatte vor lauter Verzweiflung , dass meine Bilder nicht so wurden wie ich mir das vorgestellt hatte , aufgehört zu malen,. Obwohl mir meine Umgebung gesagt hat, dass sie die bilder gut finden, waren sie aber nicht so wie ich wollte
Blöder Perfektionismus
Aber du hast mir mut gemacht
Danke Elke
Liebe Elke,
das freut mich ungemein! Herzlichen Glückwunsch an Dich, dass Du Dich wieder ran an die Farben traust. :) Nur Mut, wir sind immer unsere größten Kritiker.
Es freut mich, dass ich Dir weiterhelfen konnte.
Gesche