In diesem Post und Video nehme ich dich mit in den Wald. In einem Kiefernforst suchen wir nach Rentierflechten, um diese dann zu fotografieren und im Anschluss zu Hause in Aquarell zu malen.
Bei Rentierflechte (Cladonia rangiferina) denkst du vielleicht an Tundra und eben an Rentiere, aber diese Art kommt auch bei uns vor. Sie ist nach Bundesartenschutzverordnung BArtSchV geschützt, was natürlich schon einen Hinweis darauf gibt, dass Rentierflechten bei uns in der Ecke seltener sind.
Wenn du bei dir kalkigen Untergrund hast, wirst du sie vergeblich suchen, denn Rentierflechten sind auf auf den schon erwähnten nährstoffarmen und vor allem auch basenarmen, sauren Boden angewiesen . Genau das ist hier in der Heideregion der Fall.
In diesem Video nehme ich dich mit – vom Wald bis ins Skizzenbuch
Video: Rentierflechte in Aquarell – Aus dem Wald ins Skizzenbuch
Lebensraum Bodensaurer Kiefernwald
Dieser Kiefernwald ist typisch für Nord-Westdeutschland. Hier wurden in der letzten Eiszeit großflächig Sande abgelagert, die ursprünglich mit einem Laubmischwald bewachsen waren, der in trockenen Lagen offene Sanddünen zu ließ und in feuchten Lagen durch Moore ersetzt wurde.
Diese Waldflächen wurden großflächig abgeholzt, wodurch die Heideflächen entstanden, die durch Beweidung freigehalten wurden.
Später, als extensive Weidewirtschaft nicht mehr rentabel war und Kunstdünger auch Ackern auf mageren Standorten ermöglichte, wurden diese Heideflächen meist entweder zu intensiver genutzter landwirtschaftlicher Fläche oder eben, wie hier, aufgeforstet. Dadurch ist dieses Bild, was wir hier sehen entstanden: Vor allem Wald-Kiefern in der Baumschicht und gelegentlich Hänge-Birken und Stieleichen. Die Strauchschicht ist durch Heidekrautgewächse (Ericaceaen) geprägt, wie
- Besenheide „Heidekraut“ (Calluna vulgaris)
- Heidelbeere (auch Blaubeere) (Vaccinium myrtillus)
- Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)
Motiv finden
Und, nach etwas Raten und Laufen wurde ich dann auch fündig. Immer dort, wo der Boden etwas offener und der Wald lichter ist, fühlen sich die Rentierflechten wohl.
Die Echte Rentierflechte (Cladonia rangiferina) ist eine Strauchfechte, die also nicht flach auf dem Grund aufliegt, sondern in den raum hineinragt.
Die Stämmchen sind grauweiß, graugrünlich und stark verzweigt. Oft stehen drei bis vier Ästchen an einer Achsel zusammen. Die Oberfläche ist matt.
Hier mache ich jetzt ganz viele Fotos, die dann zu Hause als Malvorlage dienen .
Bei den anderen Flechten würde ich auch die ein oder andere einsammeln und vorsichtig in einer Dose heim tragen, das ist fürs Malen schöner, aber geschützt ist geschützt. Deshalb sammele ich mir hier lose Flechtenkrümel zusammen und fotografiere die auf dem extra mitgebrachten weißen Hintergrund. Häufig nehme ich meine Farben und mein Skizzenbuch gleich mit raus, aber heute habe ich sie bewusst zu Hause gelassen, weil es mir im Februar noch etwas zu ungemütlich erschien.
Motiv Malen
Wieder zu Hause, lege ich dann meist gleich los. Die Fotos sind natürlich aber auch schön praktisch, weil man das Malen dann auf später verschieben kann.
Die Rentierflechte bekommt ihre eigene Seite in meiner gemalten Hebariumssammlung für dieses Jahr. Da ist noch nicht viel drin, nur ein paar Moose, aber das Jahr ist ja auch noch jung und mit dem Frühling kommen auch die Motive.
Das schöne an so einem organischen Motiv, wie die Rentierflechte ist ja, dass es beim Zeichnen auch etwas krumm und schief sein darf. Hauptsache es sieht ungefähr so aus, wie irgendeine Rentierflechte.
Mischen
Mischen ist immer das, was mir besonders viel Freude macht. Ich habe das Kobalttürkis extra für Flechten im Kasten, für Wildblumen brauche ich das eigentlich nie.
Das Kobalttürkis geht in die richtige blau-grüne Richtung, ist aber viel zu knallig, darum trübe ich es mit Siena gebrannt.
Wenn du kein Türkis im Sortiment hast, kannst du einen ähnlichen Ton mischen, indem du Kobaltblau mit Siena gebrannt trübst und dann mit etwas Gelb das ganze wieder ins Grüne rückst.
Verwendete Farbtöne
- Kobalt Türkis PB28
- Echtgelb Zitron (Primärgelb) PY 3
- Kobaltblau PB28
- Terra di Siena gebrannt PBr7
Malen
Dann geht es auch schon ans Malen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Motiv so komplex ist, dass du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst, hilft es immer sich auf die Tonwerte zu berufen. Die dunklen Ästchen rücken langsam nach hinten, die helleren treten nach vorne.
Jetzt noch ein paar Notizen, zu Funddatum und -ort. Ich notiere außerdem gerne ökologische oder pflanzensoziologische Informationen, wie Zeigereigenschaften bzw. Standortvorlieben.
Fertig ist die zweite Seite in meinem Gemalten Herbarium für dieses Jahr.
Ich freue mich schon Ende des Jahres ein paar mehr Moose oder Flechten zu ergänzen. Denn in den nächsten Monaten geht es erstmal weiter mit Frühlingsblüher am Wegesrand.
Das gesamte Tutorial bekommst du in der Wildblumen in Aquarell Akademie
Natürlich inklusive Motivfotos, Zeichnung und detaillierten Erklärungen.
Dort findest du noch mehr Skizzenbuch Exkursionen rund um das Thema Flechten im Winter.
Vielen Dank für diesen Post. Wie immer sehr interessant und inspirierend!
Liebe Grüße, Doro Kaiser