In meinem Studio bin ich umgeben von Pflanzenbildern und Illustrationen, ob gerahmt an der Wand, in den vollen Schubladen oder den zahlreichen Skizzenbüchern. Überall Blümschen und Pflänzchen in Aquarell. Ein Sammlung, die ich liebevoll mein Gemaltes Herbarium nenne.
Diese Fähigkeit die Pflanzen in der Welt um mich herum nicht nur wahr zu nehmen, sondern auch danach zu malen, ist es, was ich dir in meinen Kursen und Workshops vermittele.
Doch, was meine ich eigentlich genau, wenn ich von einem Gemalten Herbarium spreche?
Gemaltes Herbarium vs. Botanische Illustration
Klar, genau genommen male ich botanische Illustrationen und gebe Kurse in zeitgenössischer, botanischer Malerei in Aquarell.
Doch für mich gibt es da einen wichtigen Unterschied, denn es geht mir beim Anlegen eines Gemalten Herbariums nicht vordergründig um das schöne Endergebnis.
Klar – schöne Bilder sind schön, und eine Freude – aber eben nicht das eigentliche Endziel.
Ich möchte nicht irgendwelche Pflanzen malen. Nicht die schönsten und exotischsten Motive mir raussuchen. Ich möchte ganz bewusst entdecken, was bei mir vor der Haustür so wächst. Es ist ein beständiges Rausgehen, Entdecken, Bewundern, Malen.
Ich dokumentiere damit die Umwelt und ihre Veränderungen einerseits, andrerseits aber auch meine persönliche Aufmerksamkeit und Vorliebe, die mal an den Taubnesseln hängen bleibt und ein anderes Jahr an den Hungerblümchen.
Woche um Woche drehe ich meine Runde. Woche um Woche schreitend der Jahreskreis voran. Jahr um Jahr gibt es Veränderungen.
Es ist natürlich nicht schlimm ein schönes oder besonders realistisches Bild malen zu wollen – dafür gibt es ja schließlich die Tutorials von mir und vielen anderen – doch Schönheit nützt nichts, wenn der Weg dahin stressig ist.
Ein Gemaltes Herbarium lädt dich ein rauszugehen, Pflanzen (neu) zu entdecken und ihnen liebevolle Aufmerksamkeit zu schenken, indem wir sie malen.
Was entsteht ist nicht nur eine Ansammlung hübscher Illustrationen, sondern auch ein Zeugnis deiner Freude und Neugierde.
Ein Gemaltes Herbarium als Ausdruck gelebter Naturverbundenheit.
Naturverbundenheit ist ja inzwischen ein so benutztes Wort, dass es bald jegliche Bedeutung verloren hat.
Der Kreislauf des Rausgehens, Entdecken, Bewundern, Malen und Feiern ist hingegen ein konkretes Erlebnis.
Was wächst zwischen deinen Terrassensteinen? Sauerklee? Oder bei dir eher Franzosenkraut?
Welche Arten tummeln sich auf dem Schützenplatz? Und warum sind sie alle auf hohe Störung spezialisiert?
Du läufst Gefahr, als die Irre im Dorf zu gelten, die immer gebückt oder auf Knien Wegerich-Arten bestimmt…. Aber das Risiko müssen wir eingehen 😊
Ein Gemaltes Herbarium als Raum zu Lernen
Ich weiß schon ne ganze Menge über Botanik und Pflanzenökologie, doch ich lerne immer noch dazu. Jedes Mal, wenn ich mich einer – noch zu allgegenwärtigen – Pflanze mit Bleistift und Pinsel widme, lerne ich dazu.
Ob über den Aufbau der Blüten ”Die Punkte im Rachen sind mir vorher gar nicht aufgefallen!”
oder den Lebensraum ”Ein Kalkzeiger? Kein Wunder, dass es dieses Kraut bei mir in Hannover nicht gibt!”, es gibt immer mehr zu lernen.
Ein Gemaltes Herbarium als langfristiges Projekt
Mein Gemaltes Herbarium ist eine Sammlung, die ich im Laufe der Jahre immer weiter aufbauen werde.
Da es sich um eine langfristige Lebensweise handelt, hilft es mir, mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen, JETZT, MEHR, REGELMÄSSIG zu malen!
Ich nehme mir so den Druck raus. Habe weniger inneren Druck, dass jedes einzelne Bild “was werden” muss.
Aber auch, dass jedes Jahr gleich produktiv sein muss. Jedes Bild vervollständigt die Sammlung, egal ob Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr um Jahr. Wenn diesen Sommer die Zeit oder Energie nicht für mehr als zwei Bilder reicht, dann kommt auch wieder ein andrer Sommer.
Dieser Monat war vielleicht wenig Raum zum Rausgehen und Malen, aber nächster Monat ist eine neue Chance.
Und auch, wenn die Monate oder vielleicht auch Jahr uns zu kurz erscheinen, wenn du eines Tages auf fünf Jahre Gemaltes Herbarium zurückblickst, bist du froh mit deinem ersten Bild angefangen zu haben.
Mehr als nur ein Stapel Papier
Für mich ist ein Gemaltes Herbarium deshalb mehr als nur die rein physische Ansammlung an Papier. Es ist nicht nur ein pfiffiger Name, den ich mir fürs Marketing ausgedacht habe.
Es ist das Werkzeug für ein Leben, wie ich es mir wünsche: Sanft und ruhig, in Verbindung mit der Natur, meiner Kreativität und damit mit mir selbst.
Einfach, aber mit Substanz, Integrität und voll von kleinen Funken der Freude.
Das klingt nach hohen Ansprüchen an eine bloße Papiersammlung, aber alles, was du und ich heute (und morgen und immer) dafür tun müssen, ist, ab und zu hinauszugehen, zu schauen und zu staunen, und dann, wenn noch Platz ist, für einen winzigen Moment zu malen.
Beim Füllen meines Gemalten Herbariums geht es darum, die kleinen Momente zu genießen und beständig zu malen (und zu leben), wenn auch im Schneckentempo.
Wenn du das hier jetzt gelesen hast und denkst:
“Das klingt ganz zauberhaft. Ich möchte auch raus gehen eine Taubnessel sehen und sie dann malen, aber ich habe leider kein Talent und keine Zeit und alle meine Versuche waren murks!”
Dann schau dir doch meinen Onlinekurs Gemaltes Herbarium einmal genauer an. Denn dort bekommst du das Wissen, Werkzeug und vor allem Selbstbewusstsein, um wunderschöne Wildblumen in Aquarell zu malen.
Anhand von fünf häufigen heimischen Wildpflanzen, lernst du mein bewährtes 4-Schritt-System für botanische Aquarelle – ganz ohne Perfektionismusstress!
Beitrag für Später Pinnen:
Gänseblümchen in Aquarell
Kostenlose Video Anleitung
Es geht nicht darum schon perfekt malen zu können.
Es geht darum zu starten.
Du brauchst kein Talent, nur den Mut es zu probieren.
– Alles andere zeige ich dir.