Dies ist Teil 2 einer neuen Reihe von Blogbeiträgen in 2015: Künstler auf der Couch. Es soll eine Serie werden rund um das Thema Kreativität und geistige Gesundheit. Kunst schaffen und nett zu sich sein.
{Ich bin keinesfalls Expertin in Psychologie, das Folgende spiegelt lediglich meine Meinung und Erfahrung wieder.}
Mitschnitte aus meinen Gedankengängen:
Ich bin fast 29 Jahre alt, ich sollte wissen, was ich beruflich machen möchte (und zwar genau).
Ich bin zurzeit arbeitslos, –suchend, -sehnend, ich sollte dann zumindest mehr Haushalt machen.
Ich sollte das was ich male nicht Kunst nennen.
Ich sollte korrekter anatomisch zeichnen können. Sollte deshalb dafür mehr üben.
Ich plane einen daWanda-Shop aufzumachen. Ich sollte deshalb nicht diese abstrusen Flechten und Pilze malen.
Sollte etwas ansprechenderes malen.
Ich sollte bei diesem schönen Wetter nicht am Schreibtisch sitzen.
Ich sollte jetzt nicht Spazieren gehen, wenn ich doch noch ‘ne Bewerbung zu schreiben habe.
Sollte sollte müsste müsste – Kennst du das?
Gerade in Zeiten und in Bereichen in denen es mir an Selbstvertrauen mangelt stelle ich fest, dass die „Sollen“-Sätze an Überhand gewinnen. Je weniger ich mir selbst vertraue, desto mehr setzte ich auf Bestätigung und Anleitung von außen.
Die Suche nach (dem einen) richtigen Weg etwas zu tun beginnt – was meistens zu noch mehr Stress, Anspannung und Unzufriedenheit führt.
„Sollen“ trägt immer ein bisschen Scham, ein bisschen „Ich bin eine schlechte Person, wenn ich das nicht mache“ mit sich. „Sollen“-Sätze sind Ausdruck unserer Angst nicht gut genug zu sein und anders sein zu müssen.
Wir vergleichen uns mit einem Ideal (, das in unserem Kopf oder der Gesellschaft existiert), erkennen Abweichungen und versuchen uns durch Sollen-Müssen-Monologen in eine Form zu quetschen, in die wir eigentlich gar nicht passen.
Wer war ich bevor jemand anderes mir (direkt oder indirekt) gesagt hat, wer ich sein soll?
Zu erkennen was du wirklich willst und in welchen Bereichen du dich bewusst oder unbewusst einfach den Anforderungen und Wünschen von außen ergibst, ist natürlich nicht so leicht. Sich davon zu lösen und stattdessen das zu tun was wir wirklich wollen, was unserem authentischen ich entspricht, ist gelinde gesagt sau schwer.
Dir selber treu zu sein, ist nicht immer leicht. (Sonst würden das ja auch mehr Menschen machen.)
Frei zu werden von den Erwartungen andrer ist eine dauerhafte Aufgabe, aber gerade deshalb solltest du ha lohnt es sich heute schon damit anzufangen.
Authentizität woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Authentizität mein Blog und ich
„Ich-sein“ und gucken was bei raus kommt habe ich am Anfang meines Blogs ganz bewusst geübt. Ich habe die Thematik absichtlich offen gehalten (- meine Nische finden kann ich ja noch später). Alles was mich irgendwie interessiert wurde Teil dieses Blogs.
Und, wenn ich mich an meine ich-poste-mir-die-Welt-wie-sie-mir-gefällt-Regel halte, dann sollte am Ende ein Profil erscheinen, was mich „authentisch“ wiederspiegelt.
Ich beobachtete am Anfang Folgendes: Jedes Mal, wenn ich etwas Gemaltes oder Gezeichnetes veröffentlichte fühlt es sich an als würde ich ein Stück meiner Seele auf dem Präsentierteller einer Meute hungriger Hunde gereicht. Und das, obwohl ich praktisch keine Leser hatte.
Mit der Zeit, mit Übung und der Realisation, dass das Internet (zumindest meine Ecke) nicht ist wie ein Schulhof (sondern…netter) ist das deutlich besser geworden!
Dennoch, irgendetwas an Kunst ist anders als die anderen Dinge die ich so produziere. Ich kann selbstbewusst 700 Wörter zu veganer Ernährung und warum die so wichtig ist veröffentlichen, ohne weiter mit der Wimper zu zucken. Obwohl das sicherlich ein viel kontroverseres Thema ist als Hagebutten in Aquarell.
Warum? Ich habe Angst. Nicht wirklich verwunderlich bestimmt Angst ja in vielen Situationen noch mein Leben. Aber Angst konkret wovor eigentlich?
Angst ausgestoßen zu werden. Für völlig bescheuert (arrogant, anmaßend, lächerlich,…) gehalten zu werden. In kurz: Angst nicht gut genug zu sein. Hier schließt sich der Sollen-Teufelskreis.
Kreative sind wohl besonders anfällig sich durch die Angst vor zukünftiger Kritik blockieren zu lassen und dann erst gar nichts zu kreieren. Es ist ein Schmaler Grat. Man möchte seine Kunst, seine Werke, seine Ideen teilen, andrerseits will man sich nicht von der Meinung andrer Leute abhängig machen.
Hier also mein revolutionärer Vorschlag:
„Sollen“ einfach aus dem Wortschatz und Gedankengut streichen!
Jawohl. So einfach geht’s :) Tipps, wie du das schaffst gebe ich Freitag.