Nachdem ich die letzten Wochen im Herbstrausch malte, nehmen so langsam aber sicher die winterlichen Weihnachtsmotive überhand.
Letze Woche konntest Du schon die Entstehung eines Ilex-Mistel-Straußes verfolgen.
Diese Woche erzähle ich etwas mehr über die Bedeutung der traditionellen grünen Winter- und Weihnachtsdekoration.
Wenn Du jetzt denkst, dass so ein Post doch viel besser in den Dezember passen würde, dann hast Du Recht. Ich habe mir allerdings vorgenommen im Dezember eine Blog-Pause einzulegen, um mich auf Kekse backen und Malen zu konzentrieren (oder war es Kekse essen?).
Die drei im Folgenden illustrierten Pflanzen haben eines gemeinsam: Sie trotzen dem europäischen Winter und sind grün grün grün-
Trotz elektrischem Licht und einer Heizung kriege ich gelegentlich den Winter-Blues, wenn draußen alles so grau und farblos wird. Es ist also kein Wunder, dass unsere Vorfahren sich im Winter an immergrüne Sträucher und Bäume klammerten, wie ein zweite Liga Verein an die Hoffnung.
Grün ist die Farbe der Hoffnung.
Hoffnung auf Wachstum und Fruchtbarkeit. Bevor die Weihnachtstanne Einzug in unsere Wohnstuben hielt, waren es vor allem Zweige von Sträuchern die aufgehangen wurden, um den Glauben an einen wieder einkehrenden Frühling zu bestärken.
Europäische Stechpalme –Ilex aquifolium
Die alten Germanen – ach, ich wollte schon immer mal einen Satz so anfangen – Die alten Germanen schmückten im Winter Haus und Stall mit immergrünen Ästen, um gute Feen und Waldgeister anzulocken.
Der Stechpalme kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, weil er einer der wenigen immergrünen Laubbäume in Mitteleuropa ist.
( Im Gegensatz zu immergrünen Nadelbäumen, wie Tannen und Fichten)
Etwas, was ich erst vor kurzem gelernt habe ist, dass die Germanen Ilex „Hulis“ nannten und, dass im Deutschen dieser Begriff zu Hulst umgewandelt wurde. Angeblich wird so in vielen Gegenden noch ein kleiner Baum oder Strauch genannt.
Was für Gegenden sind das?
Wenn Du aus einer Ecke kommst, in der man im Volksmund „Hulst“ für Strauch verwendet, dann hinterlasse mir doch ein Kommentar – interessiert mich brennend!
Und für alle, die wie ich in der Münsteraner Ecke wohnen oder Fan deutscher Naturlyrik sind: Das Schloss Hülshoff, an dem ich selbst schon hunderte Mal mit dem Rad vorbeigefahren bin und wo Annette von Droste-Hülshoff geboren wurde, ist nach Hulis, also Ilex benannt.
Guck an, fast 10 Jahre in Westfalen und wieder was dazu gelernt.
Mistel – Viscum album
Im November beginnen die glasig weißen Beeren der Mistel zu reifen. Wenn Du unterwegs Misteln entdeckst, ist das wahrscheinlich die weißbeerige Mistel (Viscum album), die auf Laubbäumen, vor allem auf Apfelbäumen, Pappeln und Linden, sitzt.
Den meisten sind sie aus zwei Gründen bekannt:
- Der englische Brauch Mistelzweige aufzuhängen. Trifft man jemanden unter einem Mistelzweig, muss (darf) man diese/n küssen.
- Miraculix, der Druide aus Asterix und Obelix, scheint eigentlich immer auf Mistel-Suche zu sein.
Tatsächlich gelten Misteln als eine der ältesten Zauberpflanzen. Lange bevor Miraculix sie in Zaubertränke mischte, sprachen ihnen die Griechen schon magische Kräfte zu.
Die Kelten (zu denen genaugenommen ungefähr auch die Gallier aus Asterix und Obelix zählen) stiegen in weiße Gewänder gehüllt auf Bäume und schnitte Misteln für rituelle Handlung. Die Mistel galt als Heilpflanze, obwohl (nach meinem Wissen) keine ihrer heilenden Wirkungen nachgewiesen werden konnte.
Aber Glücksbringer brauchen ja keine wissenschaftliche Bestätigung.
Christrose – Helleborus niger
In Deutschland ist die Christrose nur in Bayern heimisch, sie mag es alpin. In Österreich und der Schweiz gibt es sie dem entsprechend häufiger anzutreffen. Dankbarerweise gibt es sie zu dieser Jahreszeit bei jedem Floristen zu bestaunen und kaufen.
Der Nachname niger bezieht sich auf das schwarze Rhizom der Pflanze, so die offizielle Version. Ich glaube aber, dass Linneé (das ist der Typ, der die meisten lateinischen Pflanzennamen in Europa verbrochen hat) einen ironischen Tag hatte, und es lustig fand eine weiß blühende Art niger zu nennen.
Der Name Christrose entstammt natürlich der christlichen Tradition und bezieht sich auf ihre Blütezeit (so um Jesus Geburtstag drum rum), andere Bezeichnungen sind aber auch Schneerose oder Schneeblume.
Ihr wurden magische Kräfte zugesagt, da sie über die Fähigkeit verfügt im Winter zu blühen. Außerdem wurden ihre Rhizome zu medizinischen Zwecken verwendet, und das, obwohl die gesamte Pflanze hoch giftig ist. Nach einigen Jahrhunderten mit Todesfällen nach Überdosierung hat man aber dazugelernt, sodass sie heutzutage keine medizinische Verwendung mehr findet.
Ich finde Christrose vor allem einfach wunderschön. Vor allem das Weiß der Blütenblätter, das sich von Hellgrün über Schneeweiß bis hin zum Altrosa zieht. Das macht richtig Spaß zu malen.
Mal schauen, welche winterliche Pflanze mir als nächstes aufs Papier kommt. Vorschläge?
Westfale grüsst gleichgesinnte. Zum Thema ilex oder Hulis: auf westfälisch oder platt deutsch heisst der ilex bzw die Früchte Hülskrabbel. Grüße von Wolfgang Schürmann, dem baumfan von na-tour-denkmal.de