Wie mische ich das? Acker-Stiefmütterchen in Aquarell

Wie mische ich das? Vor dieser Frage stehen viele, die sich zum ersten Mal mit Aquarell auseinandersetzen. Einerseits gibt es eine scheinbar endlose Anzahl an Farbtönen und Pigmenten zu kaufen, andrerseits sind die Töne der Natur so vielseitig und komplex, dass „der passende“ Ton meist nicht dabei ist.

Du weißt wohl, dass Blau und Gelb Grün ergeben, aber welchen der Blautöne in Deiner Palette soll es denn nun sein?

Gute Frage. Wie bei vielem lässt sich das nicht pauschal beantworten. Es gibt keine absoluten Regeln beim Mischen von Farben. Kein das-geht-nie und kein das-geht-immer.

Vieles sind Erfahrungswerte und persönlicher Geschmack.

Aber was, wenn Du noch keine Erfahrung hast? Dann lernst Du am besten von Beispielen!

In diesem Beitrag zeige ich Dir welche Farben ich für meine Studie des Acker-Stiefmütterchens in Aquarell verwendet habe. Außerdem gebe ich noch Erfahrungswert und Tipps zu den Farben und ihrer Verwendung.

Wie mische ich das? Botanische Aquarelle

Wie gehe ich vor?

Bevor ich mit einem Aquarell starte, weiß ich meist nicht, welche der Farben in meiner Palette ich tatsächlich verwenden werde. Ich weiß also nicht vorher „Für dieses Bild verwende ich nur Ultramarinblau und kein anderes Blau“.

Der Übersicht halber sind hier aber alle Farben, die ich in dieser kleinen Studie des Acker-Stiefmütterchen verwendet habe.

Die verwendeten Farben

Aquarellfarben mischen - Blumen malen in Aquarell

Neapelgelb (Royal Talens Rembrandt: PBr24 PY53 PW6*)

Echtgelb (Lukas 1862: PY3; Kadmiumgelb PY151 geht sicher auch)

Gummigutt Gelb (Lukas 1862: PY153, ähnlicher Ton z.B. Indischgelb PY110 PY154)

Orange (Schmincke Akademie: PO71)

Chinachridon Rosa (Royal Talens Rembrandt: PV19 ; mein Lieblings“Pink“ aber Karmin oder Magenta-Töne sind auch ok)

Lichter Ocker (Lukas 1862: PY42)

Ultramarin Blau (van Gogh: PB29)

Saftgrün (Lukas 1862: PY153 PG7)

*Die Buchstaben und Zahlen nach den Farbtönen sind die jeweiligen Pigmentnummern der Farben, also z.B. PY für Pigment Yellow, gelbes Pigment. Farben mit nur einer Pigmentnummer setzen sich nur aus einem Pigment zusammen. Farben mir mehreren Pigmentnummern, wie Neapelgelb und Saftgrün sind so zu sagen schon vorgemischt. Ich nenne die Pigmentnummer, weil Du dann gleiche Farben/Pigmente von anderen Firmen finden kannst, denn der Eigenname der Farbe stimmt nicht immer überein.

Grundfarbe – erste Schichten

Ich beginne mit der ersten hellen Lasur der Blüte, ein weißliches Gelb-Beige.
Als Ausgangspunkt nehme ich mein Neapelgelb. (Neapelgelb gibt es auch in einer rötlichen Version, die hierfür nicht geeignet wäre.) Da die Blüte aber insgesamt ein bisschen frischer und gelber ist, mische ich dem Neapelgelb einen Hauch Echtgelb hinzu.

  • Warum Echtgelb? Weil Echtgelb im Moment mein Standartgelb für alle Lagen ist. Du hast wahrscheinlich Kadiumgelb im Kasten, das ist auch okay. – Wie gesagt, es gibt keine harten Regeln.
  • Ich benutzte Neapelgelb nur spärlich zum Mischen mit anderen Farben, denn durch seinen Weißanteil (PW6) lässt es Farben leicht kalkig und opak wirken. Aber in diesem Fall ist die Blüte ja kalkig J
  • Extra im Zentrum Orange, die ich noch in die nasse Neapelgelb-Mischung gebe.
  • Für die zweite Schicht der Blüten wird auch wieder die gleiche Neapelgelb-Mischung verwendet, dieses Mal nur weniger stark verwässert. Allein durch das Übereinanderlegen von einer zweiten Schicht Neapelgelb auf die erste (bereits getrocknete), erhältst Du Licht- und Schattenbereich auf den Blütenblättern.
Orange Akzente

Für den Orangen Akzent am unteren Blütenblatt verwende ich Gummigutt Gelb und für das gewisse Extra Orange im Zentrum der Blüte. Die Farben werden noch in die erste feuchte Schicht der Neapelgelb-Mischung gegeben, damit weiche Übergänge entstehen.

Schatten – Mein Liebstes Botanisches Grau

Weiße, oder in diesem Fall Hellgelbe, Blüten erhalten ihre Plastizität durch gezielte Schattengebung. Schon ein feiner Schlagschatten des rechten Blütenblattes auf dem linken macht deutlich das letzteres Hinter dem rechten liegt.

Der Trick bzw. die Herausforderung dabei ist, dass Du genug schattierst, damit der Schatten deutlich wird, aber nicht so viel, dass die ganze Blüte grau erscheint.

Mein Liebstes Botanisches Grau ist eine Mischung aus Orange (muss transparent bis semi-transparent sein, wie z.B. meines von Schmincke) und Ultramarinblau.

Zusammen ergeben sie ein Schwarz-Grau, dass mit viel (viel!) Wasser vermischt wunderschön zarte Schatten erzeugt.

Stiefmütterchen in Aquarell - wie mische ich das?

Die Blätter

Die Auswahl von Grüntönen ist manchmal schwer. Jedes Blau kombiniert mit jedem Gelb ergibt einen anderen Grünton und dann sind da ja noch die hunderten von vorgemischten Grüntönen im Angebot.

Grundsätzlich sind die meisten Grüntöne, die Du bei Pflanzen vorfinden wirst, getrübt. Sie sind also nicht so knallig und brillant, wie die meisten einfachen Blau+Gelb Mischungen. Du musst ihnen also etwas dazu mischen, dass diesen Neonknall-Effekt etwas bricht.

An dieser Stelle experimentiere ich meist ein wenig, bevor ich mich auf eine Mischung festlege.
  • Ich starte zum Beispiel mit Ultramarinblau (, weil ich es eh schon benutzt hatte,) und gebe Echtgelb hinzu… zu olivig
  • Ich teste Cyan (PB15:3) mit Echtgelb… UIuiui viiiiel zu Neon, knallig.
  • Ich teste das Saftgrün ….MMMMh zumindest geht es in die richtige Richtung. Saftgrün ist übrigens eine praktische vorgemischte Farbe aus Gummigutt Gelb (PY153) und Phatalogrün/ Viridian Grün(PG7). Beides Farben, die ich auch einzeln im Sortiment habe.

Ich nehme also das Saftgrün als Ausgangspunkt. Mit einem Hauch Lichter Ocker erreiche ich, dass die Farbe einerseits gelblicher wird, andererseits leicht getrübt, bräunlicher wird. Aber eben nur leicht.

Das ist mein Grundgrün, das ich als Startpunkt für alle weiteren Grüntöne verwende

Grundfarbe – mit welchem Grün fange ich an?

Mein Grundgrün, ist wie gesagt eine Mischung aus Saftgrün als Basis mit etwas Lichter Ocker.

Um die Pflanze lebendiger erscheinen zu lassen, variiere ich den Anteil an Lichter Ocker innerhalb des Bildes.

Die erste Grünschicht ist sehr stark mit Wasser verdünnt und guckt später als helle Blattadern hervor.

Ich verstärke den Grünton, indem ich ihn weniger stark verdünnt in einer zweiten und dritten Schicht auf die bereits getrockneten Blätter auftrage.

Mehr Farbvariation

An einigen Stellen, wie z.B. der untere Stängel, Blattränder und die Knospe ist das Grün rötlich angelaufen. Dies erreiche ich, indem ich, mein Grundgrün etwas Chinachrodinrosa (PV19) beimische. Auch hier verändere ich den Rosaanteil. Von bräunlichem Grün zu fast Pink.

  • Warum Chinachrodinrosa? Dieser Farbton ist mein Liebling! Er ist zur Zeit mein Standard Primär-Rot, bzw. kühles Pink. Sicherlich funktioniert das Ganze aber auch mit Pink-Tönen wie Magenta, Karmin

Wie male ich das? Stiefmütterchen in Aquarell

Schatten – Dunkelgrün

Um den Blättern und Stängeln etwas Plastizität zu geben reicht es nicht aus, den Grundgrünton mit weniger Wasser zu verwenden, ein Dunkelgrün muss her.

Das mische ich aber nicht völlig neu an. Ich nehme mir lediglich die Mischung meines vorherigen Grundgrüns (Saftgrün+Ocker) und füge Ultramarinblau hinzu – Fertig ist das Dunkelgrün.

Dadurch, dass ich vom bereits verwendeten Ton ausgehe, sorge ich dafür, dass das Dunkelgrün mit dem Gesamtbild harmoniert.

In meiner Erfahrung hat es sich bewährt Grüntöne mit Ultramarin abzudunkeln. Eine weitere Möglichkeit wären zum Beispiel das Hinzufügen von Indigo blau oder Grautönen.

Wie mische ich das? Acker-Stiefmütterchen in Aquarell

Fazit

Mischen ist gar nicht so kompliziert. Mit etwas Übung und Geduld kommst auch Du zum Ziel.

Wähle die Startfarbe mit bedacht und mische verschiedene Variationen derselben Farbe an, um für Variation zu sorge.

Was jetzt?

Probieren geht ja bekanntlich über Studieren. Versuche also einfach mal die oben beschriebenen Töne selber nachzumischen. Du musst nicht unbedingt das Motiv nachmalen, kleine Übungen mit Kästchen, in denen Du die Farbe übereinander schichtest gehen auch.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Doro Kaiser

    Oh danke, das war toll! Sehr schön geschrieben und illustriert!
    Mein Problem: ich mische immer spontan und intuitiv. Das ist okay, solange ich den Farbton nicht ein zweites Mal brauche. Dann stehe ich nämlich vor eine leeren Mischpalette…sozusagen.
    Vielleicht sollte ich das ganze auch mal mit mehr Verstand machen und ein paar Mischungen notieren.

    Vielen lieben Dank für Deinen tollen Beitrag!

    Liebe Grüße, Doro.

    1. Gesche

      Danke Doro :) Ich habe früher auch immer vor allem intuitiv und mit ganz viel Palettenresten gemischt und erst mit dem systematischen angefangen, als mich immer wieder Leser gefragt haben, wie ich denn das eine oder andere so mische. Jetzt gefällt es mir ganz gut im Skizzenbuch regelmäßig Notizen zu meinen Farbmischungen zu machen.

      Liebe Grüße,

      Gescje

  2. Gertrudis

    Naaa ja… Wo siehst du Gelb auf der originellen Blume? Nur in der Mitte. Die Blume ist wunderschön, weil sie einfach einfarbig, glatt und transparent ist. Hast zu viel unnötiges Gelb da auf den Blütenblätter getan… Ne. Es ist wirklich nicht schön. Entsprich der Seele der Blume nicht. Du musst mit der Blume sprechen, sie riechen, du musst sie streicheln… Und dann wirst du vielleicht ihre Seele sehen. Sie will diese Gelbfarbe, und Grau, und das alles auf ihren Blütenblätter nicht. Du hast die Blume nicht verstanden. Schönen Grüß und viel Glück beim nächsten Mal. :)

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