Viele suchen nach einem Weg mehr Naturverbundenheit zu leben und zu fühlen. Vielleicht möchtest Du auch mehr über die Natur lernen, Dein Verständnis vergrößern, oder Deine Kreativität in den Alltag integrieren.
Ein Naturskizzenbuch ist ein schöner Weg das zu erleben. Es ist eine Möglichkeit Deine Spaziergänge, Ausflüge und Exkursionen zu dokumentieren.
Dabei sind wissenschaftlicher Wissbegierde und Genauigkeit genauso wenig Grenzen gesetzt, wie künstlerischer Interpretation und Expressionismus.
Ich lade Dich ein mitzukommen, mit Stift, Farben und Papier rauszugehen und die Natur kreativ zu erforschen.
Ein Naturskizzenbuch ist für jeden etwas, die oder der das interessant und ansprechend findet – so einfach ist das.
Egal, ob du Naturkenner bist mit einer kreativen Ader, oder eine Künstlerin mit großer Naturliebe.
Egal, ob du jahrelange Mal-Erfahrung hast, oder nur schon immer mal Aquarell ausprobieren wolltest.
Was ist ein Naturskizzenbuch überhaupt?
Naturskizzenbuch – Irgendwo zwischen Notizbuch, Skizzenbuch, Naturführer und Ideensammlung.
Naturskizzenbücher in der Geschichte
Der Mensch hat schon immer seine Eindrücke und Erfahrungen mit seiner Umwelt (und das war ganz lange Wildnis) mit Farbe festgehalten. So gesehen ist die Idee von Naturskizzenbüchern so alt, wie die Menschheit selbst.
Der Ursprung von nature journals, sind Feldnotizen von Naturforschern randvoll mit Zeichnungen von ihren Funden. Bevor mobile Fotografie möglich war, waren das genaue Erfassen von Arten und die exakte Zeichnung von Merkmalen wichtig. So haben Naturskizzenbücher zur wissenschaftlichen Erfassung und Katalogisierung der Artenvielfalt beigetragen.
In der strickten naturwissenschaftlichen Praxis gibt es eine Reihe von Regeln, wie ein nature journal zu führen sei. Ort und Datum sind immer zu nennen und bei den Zeichnungen ist auf die exakte Wiedergabe des Gesehenen zu achten. Die Beschreibungen sollten ausführlich sein und vor allem sollen Einträge an Ort und Stelle entstehen und keinesfalls nachträglich am Schreibtisch.
Doch wer hat schon Lust sich an all diese Regeln zu halten? Ich finde von der historischen Rolle der Naturskizzenbücher sollten wir uns nicht einschränken lassen!
Naturskizzenbuch – meine Definition
Im Duden findet man das Wort „Naturskizzenbuch“ nicht. Es ist meine eigene Übersetzung und Interpretation des englischen Ausdrucks „nature journal“. Du kannst aber natürlich auch Natur Journal sagen, oder was immer Dir einfällt.
Es ist ein Ort, um Deine Gedanken, Gefühle, Ideen und Beobachtungen im Zusammenhang mit der Umwelt und Natur festzuhalten.
Auf diesem Weg kannst Du die Natur in Deiner Umgebung erkunden und Deine Beziehung zu Deiner (Um)Welt so vertiefen.
Als eine Kombination aus Notizbuch und Skizzenbuch, bietet es viele Möglichkeiten Naturbeobachtungen und Impressionen festzuhalten. Auf welche Art und Weise Du Dein Naturskizzenbuch führst, welche Techniken Du verwendest und welche Ziele Du verfolgst, sind variabel und abhängig von Deinem Interesse und Deinem Hintergrund.
Auch die Vorteile und Pluspunkte eines Naturskizzenbuches sind vielfältig – Hier habe ich die fünf für mich wichtigsten zusammengetragen.
Parallel zum kreativ sein mehr über Natur und Umwelt lernen
Oder, parallel zum Natur erforschen, kreativ sein – Je nachdem, wo Dein Schwerpunkt liegt.
Vielleicht möchtest Du mehr über die Wildpflanzen in Deiner Umgebung lernen. Dann kannst Du einfach mit Deinem Bestimmungsbuch rausgehen und die Pflanzen die Du siehst bestimmen. Oder, Du kannst Dein Skizzenbuch mitnehmen und die interessantesten Funde darin festhalten.
Wenn Du möchtest notierst Du Fundort, Datum und die wichtigsten Erkennungsmerkmale. Auf jeden Fall wirst Du Dir eine Pflanze, die Du zeichnest viel besser einprägen und Du verbindest außerdem kreative Techniken mit wissenschaftlicher Beobachtungsgabe.
Ich selber habe keine Kinder, bin mir aber sicher, dass mein Grundschul-Ich diese Beschäftigung geliebt hätte! Wenn Du das nächste Mal mit Deinen Kinder draußen unterwegs bist, warum legt ihr nicht jeder eine Seite für euer Naturskizzenbuch an?
Neben der einfachen Bestimmung von Arten (, ob nun Pflanzen oder Tiere), kannst Du auch andere interessante Informationen notieren und sammeln. Zum Beispiel die Heilwirkung von Wildkräutern oder der Blühzeitraum bestimmter Arten.
Gezieltes Üben von Motiven
Ganz klar, je öfter ich etwas tue, desto leichter fällt es mir. Je vertrauter mir Blumen und deren Aufbau sind, mit desto mehr Leichtigkeit banne ich sie aufs Papier.
Mein Naturskizzenbuch ist ein Ort, an dem ich gezielt Motive skizziere, die ich später in einem ausgearbeiteten Aquarell darstellen möchte.
Die Wilde Karotte (Daucus carota) in diesem Foto zum Beispiel. Links ist die Skizzenbuchseite, auf der ich probiere, welche Farben ich zum Mischen der Grüntöne verwende, aus welche Perspektive ich die Blüte darstellen möchte und mit welche Technik ich am besten den Samenstand erfasse.
Auf der rechten Seite siehst Du das fertige Aquarell.
(Das wird übrigens ein weiteres Modul in meinem Online Video Kurs „Gemaltes Herbarium – Wildblumen in Aquarell“, der bald wieder buchbar ist)
Inspiration sammeln
Was soll ich malen? Was will ich malen? Was interessiert mich überhaupt?
Diese Frage hat sich bestimmt jeder mal gestellt, die/der vor einem leeren Blatt Papier stand.
Wenn Du aber jedes Mal nach einem Ausflug oder einem Spaziergang eine kleine Skizze anfertigst, von etwas was Dir ins Auge gesprungen ist, erhältst Du mit der Zeit einen Überblick darüber, was Dich wirklich interessiert.
Bei mir stellt sich zum Beispiel ziemlich schnell heraus, dass mich Pflanzen viel mehr interessieren, als Tiere. Nicht dass ich Schmetterlinge und Vögel nicht auch zu schätzen wisse, und ich mich freue, wenn mir ein Grünspecht über den Weg fliegt. Doch zu Hause (oder auf der Wiese) mit dem Skizzenbuch in der Hand, habe ich ganz klar mehr Lust einen Farn zu malen, als eine Kohlmeise :)
Auch die Flechten landeten früh in meinem Skizzenbuch, bevor ich überhaupt wusste, was ich damit anfangen soll. Ich habe mir im Naturskizzenbuch einfach den Raum und die Freiheit gegeben, dass zu zeichnen und zu malen, was mich gerade interessiert. Ohne groß an Konsequenzen und Bedeutung zu denken.
Erst mit der Zeit, lies sich ein Muster erkennen und ich nahm diese Skizzen als Startpunkt für einige meiner großen Flechten-Aquarelle.
Nutze also den zwanglosen, offenen Charakter des Skizzenbuchs. Sie es als Sammelstelle für Deinen kleinen oder größeren Funde und Beobachtungen. Mit der Zeit hast Du einen Katalog an Motiven und Ideen, die Dich interessieren. Du wirst vielleicht sogar Muster erkennen. Was hast Du besonders häufig gemalt? Wobei hattest Du die meiste Freude – sind es Landschaften, oder Vögel in Aktion?
Fang an, eine kleine Skizze nach der anderen und Du kommst Deiner Antwort näher.
Sammelstelle für Fundstücke und Erinnerungen (visuelles Tagebuch)
Freust Du Dich auch, wenn Du auf deinem Spaziergang feststellst, dass die Brombeeren reif sind und Du unterwegs gleich ein paar naschen kannst?
Bist Du auch jedes Jahr wieder hellauf begeistert, wenn die Kraniche wieder ziehen?
Diese Ereignisse in einem Skizzenbuch festzuhalten, verlängert den Spaß. Egal ob Spaziergang bei Dir um die Ecke, oder Dein letzter Urlaub, das Zeichnen und Malen im Naturskizzenbuch verlängert und vergrößert Deine Wertschätzung dieses Ortes und Momentes.
Neben Orten kannst Du auch Fundstücke in Deinem Skizzenbuch dokumentieren. Zum Beispiel eine Seite mit allen Federn, die Du gefunden hast. (Oder allen schönen Steinen, Schneckenhäuser, Hummeln, …)
Achtsamkeit – Wahrnehmung schulen
Warum die Blume malen, wenn Du sie auch einfach fotografieren könntest?
Meiner Erfahrung nach ist der größte Unterschied zum einfachen Hingucken oder Fotografieren, dass Zeichnen und Malen eine aktive Auseinandersetzung ist mit dem was du siehst.
Im Prozess des Zeichnens, lernst Du genauer hinzusehen, Details zu bemerken, die Dir sonst entgangen wären und die Welt um Dich herum zu interpretieren.
Du interagierst mit deiner Umwelt, statt sie einfach nur so zu konsumieren.
Ein Naturskizzenbuch zu führen kann so ein Werkzeug aus Deinem persönlichen Repertoire sein, wie Du mit Stress umgehst. Es ist eine Möglichkeit, für Menschen die gerne kreativ sind und die Natur mögen, einen Moment der Ruhe und Reflexion zu finden.
Gerade, weil wir im Alltag meist dieselben Spazierrunden drehen und denselben Park durchkreuzen, brauchen wir manchmal etwas Hilfe, die Schönheit vor unserer Haustür zu sehen.
Dein Naturskizzenbuch gibt Dir die Gelegenheit mit offenen Augen durch die Welt gehen und die Schönheit erkennen. Auf der Suche nach Motiven, achtest Du auf Details, die sonst ungesehen an einem vorbeirauschen.
Das geht, indem Du zum Beispiel die Veränderungen der Jahreszeiten dokumentierst. Oder Du fängst an mit kleinen Beobachtungsübungen. Stelle Dich raus (oder vor Dein Fenster) und frage Dich:
Was sehe ich auf Augenhöre? Was vor meinen Füßen? Was wenn ich in den Himmel blicke?
Mach ein Naturskizzenbuch zu DEINEM Naturskizzenbuch
Du kannst in dem Medium arbeiten, dass Dir gefällt. Soviel Farben benutzten, wie Du willst, oder eben so wenig Du willst.
Genauso unwichtig ist Dein Stil. Du kannst exakte botanische Illustrationen anfertigen, oder sekundenschnelle Landschaften in drei Pinselstrichen.
Dein Naturskizzenbuch ist ein Ort für Gedanken, Gefühle und Beobachtungen in und um die Natur, die Dich umgibt, dafür gibt es keine Regeln-
Ich hoffe, Du hast Lust es einmal auszuprobieren oder in diesem Jahr dranzubleiben.
Denk dran: Natur malen macht Spaß!
Es ist nicht schwer, es geht nicht darum perfekt oder gut zu sein, sondern darum Freude zu haben und achtsam die Natur wahrzunehmen und festzuhalten.
Hol ein Blatt Papier, ein Stift, atme tief durch, trete vor die Tür (oder blicke einfach aus dem Fenster) und frage Dich: „Was passiert gerade draußen, in diesem Moment, in dieser Jahreszeit, an diesem Ort?“
Hallo, ich teste grad eben mal, ob es funktioniert ;)
Wie wunder-, wunderschön!
Liebe Grüße Ottilie