Am Osterwochenende habe ich die wenigen Sonnenstunden genutzt, um ein durch die Natur zu streifen und nach den ersten Frühlingszeichen zu suchen.
Sind die Buschwindröschen schon da? Fliegen die Zitronenfalter schon?
In Münsters geschützter Innenstadt blühten schon Ende März die ersten Hohen Schlüsselblumen, doch wie sieht es im windgeplagtem Niedersachsen aus?
Komm mit auf meine Entdeckungsreise durch den Frühlingswald.
Das kleine Stück Wald, das ich besuchte, ist eigentlich kein Wald, sondern eher ein Feldgehölz. Naja, sagen wir, ein Auwald-Relikt. Es liegt an der Aller, ein Nebenfluss der Weser und wird regelmäßig überflutet.
Die Baumschicht setzt sich vor allem aus Stieleichen (Quercus robur) und Eschen (Fraxinus excelsior) zusammen, mit ein paar eingestreuten Ulmen (Ulmus spec.) und Feldahornen (Acer campestre).
Das Besondere an diesem Gehölz, das teils unter Naturschutz steht, ist der hohe Anteil an Totholz, also abgestorbenen Bäumen. Darum ist es immer ein guter Ort, um verschiedene Spechtarten zu beobachten oder im Herbst Baumpilze zu bestimmen.
Mich aber interessierte, wie immer, am meisten die Krautschicht zu meinen Füßen.
Buschwindröschen – die Verlässlichen
Als allererstes vielen mir natürlich die Buschwindröschen (Anemone nemorosa) ins Auge, die sich schon am Wegesrand breitmachen. Sie sind so gewöhnlich, und trotzdem jedes Jahr wieder schön anzusehen. Vielleicht tatsächlich, weil sie in ein paar Wochen bereits wieder komplett inklusive Laub, verschwunden sind.
Weiter geht’s.
Vorsichtig spähte ich zwischen die Bäume. Voller Hoffnung, dass mir dort etwas gelb entgegen leuchtet. Tatsächlich, zwischen alten Eichenlaub sah ich einen sonnigen Fleck.
Freudestrahlend lief ich ihm entgegen. Doch, zu meiner Überraschung war es gar keine Schlüsselblume – sondern ein Wald-Gelbstern (Gagea lutea).
Wald-Gelbstern- auch schön
Mir war der Wald-Gelbstern hier noch nie aufgefallen. Es muss ihn auch schon früher gegeben haben, denn ich fand ihn in Massen, nicht nur unter den Bäumen, sondern auch entlang der Hecken und Wege. Aber mir war er nie aufgefallen.
Wie das Buschwindröschen, ist auch der Wald-Gelbstern ein Frühjahrs-Geophyt, und verschwindet in ein paar Wochen wieder komplett.
Wenn Du Dir seine Blüten in Nahaufnahme anguckst, wird auch deutlich, dass er zu den Liliengewächsen gehört, und entfernt mit den großen Feuer- und Taglilien im Garten verwandt ist.
So aufregend dieser Fund auch war, ich war doch etwas enttäuscht, dass ich noch keine Schlüsselblume gefunden hatte. Klar, es war Ende März, noch sehr früh, und wahrscheinlich müsste ich einfach in ein paar Wochen wiederkommen, aber in ein paar Wochen hatte ich nun mal keine Zeit, mistikack!
Ich stiefelte weiter, genoss die Sonne und erfreute mich an den grandiosen Aussichten. Häufig ist diese Ecke im Frühjahr überflutet, sodass man die Lage des alten Flussarms gar nicht ausmachen kann, doch an diesem Tag konnte ich poetisch am Schleusen-Geländer stehen und aufs Wasser blicken.
Zum Vergleich, hier ein paar Fotos von Anfang April 2015.
Ich folgte den Weg weiter, über die Schleuse und immerfort Richtung Aller, und da passierte es.
Die Hohe Schlüsselblume – denn das Gute kommt zum Schluss
Im Augenwinkel sah ich links von mir einen hellgelben Schimmer am Boden. Auf ging’s ich kroch ins Unterholz, kämpfte mich an einem Weißdorn vorbei und da war sie: Die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior).
Sie war noch nicht besonders groß, ihre Stängel noch nicht voll ausgewachsen und die meisten Blüten waren noch in Knospen, aber sie war da.
Und genau zum richtigen Zeitpunkt, denn kurz nachdem dieses Foto entstanden ist, gab der Akku meiner Kamera auf.
Im Skizzenbuch
Möglicherweise ein echter Segen, denn so konzentrierte ich mich aufs in die Ferne gucken, Sonnenstrahlen blinzeln und Moment genießen.
Ohne die Option schöne Fotos, von dem schönen Moment machen zu können, habe ich stattdessen meine Aquarellfarben und Skizzenbuch rausgeholt und ein kleines Landschaftsbild gemalt.
Zu Hause habe ich dann noch eine zweite Seite gefüllt, mit einer schnellen Aquarellskizze von einem Buschwindröschen und einem Gelbstern.
Jetzt bleibt mir nur noch meine obligatorische Aufforderung an Dich selber rauszugehen, die Natur zu beobachten und selber auf Frühblüher-Jagd zu gehen.
Oder, nur so als Idee, Du hängst Dir eines von meinen Aquarellen auf ;)
Wunderschöne Fotos! Ich habe dieses Jahr auch zum 1. Mal den Gelbstern gefunden- so unscheinbar -wunderschön . Deine Aquarelle einfach perfekt :)
Liebe Grüße
Claudia
Dankeschön liebe Claudia.
Ich finde es spannend, dass du mit Bleistift zum Schluss die Feinheiten nachziehst und so für mehr Tiefe sorgst. Das versuche ich immer ohne zu schaffen, aber meistens klappt das nicht, gerade bei den hellen Blumen.
Liebe Grüße!
Ja genau, ich wollte es auch ohne Bleistift schaffen…aber wenn es nun mal mit Bleistift-Akzenten stimmiger aussieht, dann sind mir „die Regeln“ des Aquarells auch egal ;)
Liebe Grüße,
Gesche
Ja genau, ich wollte es auch ohne Bleistift schaffen…aber wenn es nun mal mit Bleistift-Akzenten stimmiger aussieht, dann sind mir „die Regeln“ des Aquarells auch egal ;)
Liebe Grüße,
Gesche
Hi Gesche,
wieder ein sehr schöner, stimmungsvoller Bericht! Dank Dir weiß ich jetzt auch, dass ich bei meinem letzten Ausflug ins Grüne vor einer Woche ein Buschwindröschen gezeichnet habe:-D
Danke, (und danke für deinen Erfahrungsbericht über Martinas Zeichenworkshops).
LG, Gesche
Wenn ich nur so malen könnte … seufz! Wir haben einen Gelbstern im Garten, der ist schon wieder weg, und sogar zwei Buschwindröschen. Im Wald habe ich aber auch Buschwindröschen gesehen, auch Leberblümchen, Schlüsselblumen und Huflattich. Das Wiesenschaumkraut ist auch schon draußen. Frühling ists! :-)
Danke (und so malen können ist Übungssache, nicht Gott gegeben^^)
Hier blüht auch schon das WIesenschaumkraut, unglaublich. Und am Wochenende war ich in der Nähe von Frankfurt und da hatten sogar schon die Margeriten Knospen!
Nur Leberblümchen hab ich dieses Jahr nicht (außerhalb des botanischen Gartens) gesehen, weil ich es einfach nicht in kalkige Regionen geschafft habe.
Liebe Grüße.
Echt, schon Margeriten?! Gibts ja nicht. Wir hatten ja noch mal einen richtigen Wintereinbruch hier in Oberbayern, der dürfte die Natur ein bisschen eingebremst haben. Ich finde es gar nicht so schlecht – bei der Kühle halten meine Gartentulpen länger. :-)
Ja, und sicher ist es *auch* Übungssache, so gut malen und zeichnen zu können, aber eine gewissen Grundbegabung braucht man ja doch schon. ;-=