Flechten sind das ganze Jahr präsent, aber gerade im Winter, wenn der Rest der Vegetation ruht, fallen sie mit ihren vielfältigen Wuchsformen und Farben besonders auf. Von bunt bis grau, mit tiefen Rillen und Falten oder ganz glatt.
In diesem Blogpost zeige ich dir, wie ich Schritt für Schritt eine Gelbflechte in Aquarell male.
Hier geht es direkt zum Video mit dem gesamten Malprozess.
Das Motiv: Die Gewöhnliche Gelbflechte
Unser Motiv heute ist die Gewöhnliche Gelbflechte ****(Xanthoria parietina). Es gibt verschiedene Gelbflechtenarten dieser Gattung, aber diese ist die häufigste. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch du mit Leichtigkeit eine Gelbflechte bei dir vor der Haustür finden kannst.
Sie ist kräftig gelb, hat am Rand deutliche Lappen und eine helle Unterseite. An schattigen Stellen verfärbt sich die Flechte auch grau-grün. Die runden, als Scheiben mit Rand ausgebildeten Fruchtkörper sind aber immer orange-rot.
Häufig wird gesagt, dass Flechten im Allgemeinen ein Zeichen für gute Luftqualität sind. Das stimmt aber nicht ganz. Es gibt viele Flechten, die nur bei „guter Luft“ mit z.B. geringer Feinstaubbelastung wachsen, die Gewöhnliche Gelbflechte wächst aber gerne auf nährstoffreichen Rinden (und auch auf Steinen). Darum kannst du sie auch viel an Bäumen entlang von Straßen und Äckern finden.
Hier kannst du dir ein PDF mit Fotos von unserem Motiv herunterladen
Wie ich Schritt für Schritt eine Gelbflechte male (Aufzeichnung vom Live)
In diesem Video zeige ich dir, wie ich durch mehrere Farbschichten langsam aber sicher eine kleine Gelbflechte an einem Zweig male. Das Video ist in Echtzeit, sodass du den gesamten Prozess nachvollziehen kannst.
Skizzebuch Live: Gelbflechte in Aquarell
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Der Malprozess
Nach einer Vorzeichnung starte ich das Bild mit einer hellen Lasur in Gelb. Sie legt die Grundfarbe der Flechte fest.
Tipp: Besonders bei gelben Motiven ist es wichtig so hell wie möglich zu beginnen, damit du noch die Möglichkeit hast, durch weitere Gelbschichten Schatten und damit Form ins Bild zu bekommen.
Danach folgt eine weitere Lasur in Gelb. Hier spare ich die hellsten Bereiche aus und lasiere alles, was dunkler ist und im Schatten liegt. So lege ich schon die Form und Lage der größten Lappen und Falten fest.
Tipp: Keine Sorge, wenn dein Bild an dieser Stelle komisch aussieht. Es ist einfach noch unfertig. Du hast Highlights und mittlere Töne, die Schatten fehlen aber noch.
Auch die orangen Fruchtkörper kriegen ihre erste Schicht.
Um Schatten noch zu verdeutlichen nehme ich eine transparente Grau-Mischung (Lukas Aquarell 1862 Echt-Orange PO71 + Kobaltblau PB28) und setzte diese lokal und ganz gezielt ein.
Dafür müssen die unteren Schichten natürlich gut getrocknet sein. (Das geht bei Heizungsluft gerade sehr schnell.)
Tipp: Damit die Fruchtkörper-„Scheiben“ so richtig zur Geltung kommen, achte auf den Schattenschlag und die Highlights.
Das Licht kommt (im Foto und auf meinem Schreibtisch) von links oben, d.h. der rechte untere Rand wirft einen Schatten. Außerdem ist links oben außen der Rand sehr hell, während er links oben innen einen Schatten hat. Wenn dir diese Beobachtungen schwer fallen, versuche es einmal das Bild in schwarz-weiß anzuschauen – so wirst du von den Farben nicht abgelenkt.