Dies ist Teil 1 einer neuen Reihe, die ich für 2015 plane: Künstler auf der Couch. Es soll eine Serie werden rund um das Thema Kreativität und geistige Gesundheit. Kunst schaffen und nett zu sich sein.
Eine kurze Einleitung
Ich hab ja seit einiger Zeit eine Panikstörung. In dem Jahr indem meine Angst- und Panikzustände immer mehr wurden, malte ich immer weniger. Ich sage nicht, dass ich unter Panikattacken leide, weil ich wenig bis nichts mehr malte oder anderweitig kreativ war.
Aber die Tatsache, dass ich mir Kunst untersagte, war sicherlich Teil eines Verhaltensmusters, mit dem ich zu meiner Panikstörung beigetragen habe. Je schlechter es mir ging, desto schwieriger war es auch auf Kreativität zurück zu greifen. Etwas was mir zuvor 25 Jahre lang so leicht gefallen war, Idee haben – Idee malen, wurde zu einem zähen, schmerzhaften Unterfangen.
Im Rahmen meiner Therapie setze ich mich viel mit meinen Verhaltens- und Denkweisen auseinander. Gleichzeitig male und zeichne ich so viel wie noch nie.
Es schleicht sich die Erkenntnis ein: Kunst schaffen und geistige Gesundheit – irgendwie hängt das zusammen.
{Ich bin keinesfalls Expertin in Psychologie, das Folgende spiegelt lediglich meine Meinung und Erfahrung wider.}
Hier ist also Teil I: Fehler sind ein Teil des Lebens – ein Blick in die dunklen Seiten meines Skizzenbuchs
Kennst du das, auf Pinterest, YouTube oder Instagram teilt jemand Einblicke in sein Skizzenbuch und du denkst: Uui, wie inspirierend. Doch dann schleicht sich langsam ein flaues Gefühl in deinen Magen.
So viel schöne Bilder, eins besser als das andere. Dein Skizzenbuch sieht nicht so aus. Es ist voller aufgegebener Ideen und vermurkster Perspektiven. Voller kindischer Kritzeleien.
Ich bin hier um dir zu sagen: Das ist auch gut so!
Dein Skizzenbuch ist ein Arbeitsbuch.
Es muss nicht alles perfekt sein oder schön oder nützlich.
Es ist zum Ausprobieren da. Für deine wilden Ideen und deine langweiligen Fingerübungen.
Fehler sind nicht immer schön oder angenehm aber sie sind wichtig. Wenn du nie Fehler machst, probierst du auch nie etwas Neues aus.
Und um der Sache Ausdruck zu verleihen, hier ein exklusiver, nie dagewesener Einblick in die dunklen Seiten meines Skizzenbuchs.
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Das Problem sind also nicht die Fehler, sondern die irrationale Annahme, dass jeder Fehler eine Katastrophe ist. – Das nennt man dann Perfektionismus.
Als Perfektionistin habe ich meist unrealistisch hohe Maßstäbe, werden diese nicht erreicht setzt ein „Alles-oder-Nichts“-Denken ein. Entweder Perfektion, oder völliger Fehlschlag.
Aber Perfektionismus muss nicht sein, es geht auch entspannter. Das nächste Mal teile ich mit euch meine drei besten Tipps für einen besseren Umgang Fehlerphobie und Perfektionismus.
Das leidige üble Thema, irgendwo im Menschen… die anderen sind alle viel besser als ich. Zumal ich das Gefühl habe, jemehr ich mich mit Bildern anderer Menschen beschäftige, je mehr las ich den Stift fallen. Das scheint in einer Weise zu blockieren.
Danke für diesen schönen Eintrag :) Mia
Hallo Mia, Danke. Es kann ja auch lehrreich sein, die Arbeit andrer anzugucken, …muss man nur noch das Vergleichen lassen :)
Sehr mutig von dir das auszusprechen und zu zeigen. Gut. Erkenne auch vieles davon in mir.
Hi, dann hoffe ich ja, dass dir meine Tipps am Freitag vieleicht auch helfen. Bis dann!
Das Gefühl kenne ich auch nur zu gut! Wenn mir eine Zeichnung nicht gefällt, muss ich auch gleich die nächste Seite im Skizzenbuch nehmen, damit ich es nicht mehr sehen muss!
Ich freue mich auf deinen nächsten Beitrag!!
Hallo und Dankeschön. Ich hatte früher die schlechte Angewohnheit Dinge in meinem Skizzenbuch durchzustreichen (und gelegentlich „doof-doofdooof“ nebenzuschreiben, statt es als Prozess zu sehen. Aber so haben wir alle Raum nach oben zu wachsen ;)
Schlimm ist, dass man als Perfektionist immer belächelt wird. Als wäre Perfektionismus doch etwas Positives, welchen man als seine Schwäche nennt, weil es nicht so übel klingt wie Schüchternheit oder Unpünktlichkeit.
Aber ich weiß genau, was du meinst. Perfektionismus frisst Zeit und Nerven und stellt einen selbst selten zufrieden. Es ist eine ganz üble Sache.
Hi. Ja, wie bei allem ist es wohl eine Frage des Gleichgewichts. Einerseits ist es super, ein Auge fürs Detail zu haben und gerne gute Arbeit (in allen Bereichen) abliefern zu wollen. Andrerseits kippt es leicht in etwas Lähmendes und Quälendes. Gerade des gefällt mir das Julia Cameron Zitat oben so gut.
Eine sehr gute -und mutige- Serie, die Du da startest. Seit letztem Jahr habe ich das Glück, von einem sehr netten alten Herrn in die Geheimnisse des Aquarells eingeweiht zu werden. In der ersten Stunde sagte er: „und wenn das Bild nichts wird, man hat damit aber eine nette, entspannte Zeit verbracht, dann ist das auch in Ordnung.“ Ich fand es sehr tröstlich, daß auch bei den „Profis“ mal ein Bild nichts wird. Trotzdem bin ich meistens erstmal unzufrieden mit meinem Machwerk und frühestens am nächsten Tag – und wenn das Bild in einiger Entfernung rumliegt- denke ich, ok, hast es doch nicht komplett vermurkst. Man ist einfach viel zu ungeduldig und vergißt, das man z.B. beim Erlernen eines Instrumentes ja auch nicht nach einem halben Jahr Höchstleistungen erwartet.
Danke schön. Wie toll, dass du einen Aquarell-Lehrer hast. Ich bin seit kurzen in einem Acryl-Kurs und finde das Feedback das man bekommt total hilfreich. – Grüß mir die Enten :) Gesche
Ein wunderbarer Beitrag, klar, echt, unverschnörkelt, realistisch. Und ich finde mich in vielen Sätzen wieder.
Ich habe mindestens 10 angefangene Skizzenbücher rumliegen, die alle auch Seiten haben, die nicht vermeintlich perfekt sind. Und das dürfen sie auch gar nicht, sie sind Teil des Prozesses, ein Stück Stimmung, ein Fetzen Ausdruck, nicht mehr und nicht weniger. Und ich mag mittlerweile jedes einzelne gerade deshalb.
Ja Gelassenheit und Perfektionismus scheinen nicht zusammenzupassen und doch ist es wichtig, beide in einen Einklang zu bringen. Für Gesundheit und Kreativität.
ich freue mich auf den nächsten Beitrag! Vielen lieben Dank!!!
Danke für das schöne Kommentar. Auch wenn man es eigentlich theoretisch weiß, tut es gut zu lesen, dass man nicht die einzige ist, der es so ergeht.