Naturskizzenbuch – Irgendwo zwischen Notizbuch und Skizzenbuch, Naturführer und Ideensammlung.
Einleitung – Was ist ein Natur-Skizzenbuch
Ein Naturskizzenbuch, oder auch „nature journal“ im amerikanischen, ist ein Ort, um Deine Gedanken, Gefühle, Ideen und Beobachtungen im Zusammenhang mit der Umwelt und Natur festzuhalten.
Es ist eine Möglichkeit Deine Spaziergänge, Ausflüge und Exkursionen zu dokumentieren.
Als eine Kombination aus Notizbuch und Skizzenbuch, bietet es viele Möglichkeiten Naturbeobachtungen und Impressionen festzuhalten.
Dabei sind wissenschaftlicher Wissbegierde und Genauigkeit genauso wenig Grenzen gesetzt, wie künstlerischer Interpretation und Expressionismus.
Folgendes gibt es gleich zu lesen:
-
Ursprung des Naturskizzenbuches
-
Gute Gründe selber eines zu führen
-
Wie führe ich ein Naturskizzenbuch?
-
Blick in mein Natur-Skizzenbuch
Ursprung der Nature-Journals
„Nature-Journals“ oder auch Feld- oder Gelände-Notizen waren und sind wissenschaftliches Werkzeug, um Beobachtetes an Ort und Stelle festzuhalten.
Ich schaue mir besonders gerne die Aufzeichnungen von Naturforschern und Entdeckungsreisenden aus dem 19. Jahrhundert an.
In der strickten naturwissenschaftlichen Praxis gibt es eine Reihe von Regeln, wie ein Nature Journal zu führen sei. Ort und Datum sind immer zu nennen und bei den Zeichnungen ist auf die exakte Wiedergabe des Gesehenen zu achten. Die Beschreibungen sollten ausführlich sein und vor allem sollen Einträge an Ort und Stelle entstehen und keinesfalls nachträglich am Schreibtisch.
Doch wer hat schon Lust sich an all diese Regeln zu halten?
Gerade in der amerikanischen Naturschutz-Geschichte, in der Naturalisten, wie zum Beispiel der Mitbegründer des Sierra Clubs John Muir, eine große Rolle spielen, gehen naturwissenschaftliche Analysen und poetische Beschreibungen meist Hand in Hand.
Warum gerade ein Naturskizzenbuch? Viele gute Gründe
Ein Naturskizzenbuch macht natürlich nur für diejenigen Sinn, die sich für Natur, Umwelt, Tiere, Pflanzen oder Pilze interessieren. Ganz klar. Aber dann gibt eine Vielzahl an Gründen, weshalb Du ein Skizzenbuch explizit für Deine Beobachtungen und Erkenntnisse aus der Natur führen kannst.
Hier sind einige, die mir spontan einfallen:
Mehr über Natur und Umwelt lernen
Was ist das für eine Pflanze, die hier wächst? Ist dieser hübsche blaue Schmetterling häufig oder selten? Wer das gesehene und gezeichnete in Bestimmungsbüchern nachschlägt lernt so kontinuierlich ein bisschen dazu.
Gezieltes Üben von botanischen oder faunistischen Motiven
Ganz klar, je öfter ich etwas tue, desto leichter fällt es mir. Je vertrauter mir Blumen und deren Aufbau sind, mit desto mehr Leichtigkeit banne ich sie aufs Papier.
Inspiration sammeln
Wenn Du jedes Mal nach einem Ausflug, einer Exkursion oder einem Spaziergang eine kleine Skizze von etwas was Dir ins Auge gesprungen ist anfertigst, erhältst Du mit der Zeit einen Überblick darüber, was Dich wirklich interessiert.
Bei mir stellt sich zum Beispiel ziemlich schnell heraus, dass mich Pflanzen viel mehr interessieren, als Tiere. Nicht dass ich Schmetterlinge und Vögel nicht auch zu schätzen wisse, und ich mich freue, wenn mir ein Grünspecht über den Weg fliegt. Doch zu Hause (oder auf der Wiese) mit dem Skizzenbuch in der Hand, habe ich ganz klar mehr Lust einen Farn zu malen, als eine Kohlmeise :)
Weils Freude macht
Freust Du Dich auch, wenn Du auf deinem Spaziergang feststellst, dass die Brombeeren reif sind und Du unterwegs gleich ein paar naschen kannst?
Bist Du auch jedes Jahr wieder hellauf begeistert, wenn die Kraniche wieder ziehen?
Diese Ereignisse in einem Skizzenbuch festzuhalten, verlängert den Spaß. So geht meiner Meinung nach das Natur-Skizzenbuch fließend in ein Dankbarkeits-Tagebuch über.
Achtsamkeit
Achtsamkeit ist ja so ein Modewort im Moment, empfohlen um unsere erregten, ängstlichen und gestressten Geister zu beruhigen.
Doch ich kann die positive Kraft von Achtsamkeit nicht abstreiten.
Mit offenen Augen durch die Welt gehen und die Schönheit erkennen. Auf Details achten, die sonst ungesehen an einem vorbeirauschen, alles Teil der Achtsamkeit und Teil des Zeichnens im Natur-Skizzenbuch.
Im Prozess des Zeichnens, lernst Du genauer hinzusehen, Details zu bemerken, die Dir sonst entgangen wären und die Welt um Dich herum zu interpretieren.
Für mich gehört Natur-Malen genauso zum Geistige-Gesundheit-aufrechterhalten-Repertoire, wie tief in den Bauch atmen.
Hast Du jetzt auch Lust loszulegen und Dein eigenes Naturskizzenbuch zu beginnen? Hier sind einige Tipps für den Start!
Wie führe ich mein eigenes Naturskizzenbuch?
Material
- Skizzenbuch, ideal ist eines mit besonders festem Papier. Wenn Du mit Wasserfarben arbeiten möchtest sollte es auch dafür geeignet sein. Eine weitere Möglichkeit ist, einen kleinen Aquarellblock oder kleine postkartengroße Papierreste mit ins Gelände zu nehmen und diese dann später in ein Heft oder Buch zu kleben
- Bleistift
- Farben deiner Wahl – Aquarellfarben sind traditioneller Weise sehr beliebt, aber auch Buntstifte eignen sich super. Wenn Du zu Hause und nicht im Gelände kolorieren möchtest, geht eigentlich alles außer Öl (wegen der langen Trockenzeit).
Motiv – zeichnen und malen
Hier sind Deinen Wünschen keine Grenzen gesetzt:
- Eine einzelne Pflanze
- Eine einzelne Blüte
- Eine ganze Landschaft
- Eine Tier, das Dir über den Weg gelaufen, gesprungen, geflogen ist
- Die Wolkenformation
- …
Der Stil Deiner Skizzen spielt dabei keine Rolle. Wenn Du Dein Naturskizzenbuch nutzen möchtest, um dich im genauen botanischen Illustrieren zu üben, dann kannst Du das tun. Wenn Du lieber nur das Gesehene schematisch wiedergeben möchtest, dann ist das auch super.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Hauptsache ist die Freude beim Zeichen und Malen.
Schreiben
Das Ergänzen der Zeichnungen durch Text ist das, was das Naturskizzenbuch oder „nature journal“ vom Durchschnitts-Skizzenbuch unterscheidet.
Es gibt viele Möglichkeiten, was und worüber Du schreiben kannst:
Beschreibe,
- was Du siehst
- was Du fühlst oder was Deine Stimmung ist
- was Du weißt oder was Dich an dem Motiv interessiert
Wähle dabei Deinen eigenen Stil, ob lange schnörkelige Sätze oder kurze Stichworte, sei Dir überlassen!
Wenn Du Lust hast, kannst Du in Bestimmungsbücher (oder dem Internet) nachschlagen, was Du da gesehen hast. Welcher Schmetterling? Ist der typisch für diese Region?
Aber Du kannst es auch lassen und beim initialen Bewundern bleiben :)
Denk dran, es gibt keine klaren Regeln, kein falsch oder richtig.
Du kannst so viel oder wenig Text und wissenschaftliches/botanisches/faunistisches Wissen einbringen, wie Du möchtest.
Vom Skizzenbuch mit einem Schwerpunkt auf Naturmotiven bis hin zu detaillierten Zeichnung und Bestimmungshilfen ist alles erlaubt.
Naturskizzenbücher können alles sein zwischen Naturbeobachtung, Feldnotizen zu Pflanzenfunden, Zeichenübung, Inspirationssammlung und Tagebuch. Wichtig ist nur, dass Du Deine Wertschätzung und Dein Interesse zu Ausdruck bringst.
Unendliche Möglichkeiten
Wenn Dich die Idee ansprichst, aber eigentlich gar nicht gerne zeichnest, oder Dich ein reines Skizzenbuch langweilen würde, gibt es auch einen Haufen Möglichkeiten, es anderweitig zu nutzen:
Wie wäre es mit
- gepressten Pflanzen oder gefundene Federn zum einkleben
- Fotos, die Deine Texte ergänzen
- Landkarten der besuchten Region, entweder als Kopie eingeklebt oder selbst gezeichnet
Mein Natur-Skizzenbuch
Gut, nach so viel „Alles ist erlaubt – mach was Du willst“-Gerede will ich Dir trotzdem nicht enthalten, wie ich mein neues Naturskizzenbuch führe:
Meist beginne mit Datums- und Ortsangabe. Detaillierte Skizzen entstehen zuhause, am liebsten sammele ich kleine Fundstücke und Pflanzenteile, um sie mir später am Schreibtisch genauer anzuschauen (Ausnahme: Wenn ich in einem Naturschutzgebiet unterwegs bin, oder es sich um eine seltene oder geschützte Art handelt!), oder ich mache ein Foto
Skizzen vor Ort, sind bisher spontane nass-in-nass Aquarell-Landschaften. Häufig ist es das Licht oder die Farbe der Landschaft, die ich dann festhalten möchte. (Wenn es Dir unangenehm ist draußen zu malen, dann habe ich diesen Blogpost für Dich)
Beim Schreiben beschränke ich mich auf kurze Sätze, die mir spontan dazu einfallen. Was habe ich gesehen, was gefiel mir?
Mein Natur-Skizzenbuch ist ein bisschen mehr als ein „normales“ Skizzenbuch. Mit Datum und Ort versehen, einem Hinweis auf den Lebensraum oder die Biotoptypen, sowie mit kurzen Texten, ist es eine Chronik meiner Ausflüge und Spaziergänge. Mein Schreibstil wird auch schnell sehr emotional, typisch „ich“ eben.
Da geht das Natur-Skizzenbuch fließend ins Tagebuch über.
So, jetzt bist Du an der Reihe. Zeichne, mal und schreibe drauflos. Genieß das schöne Herbstwetter und tobe Dich kreativ so richtig aus.
Viel Spaß dabei :)
Ein ganz toller Beitrag!
Vielleicht kennst du „The Country Diary of an Edwardian Lady“ von Edith Holden? Eine großartige Inspiration.
Auch der Naturkalender von Marjolein Bastin geht ja in diese Richtung, aber ich mag oft ihre Farbauswahl nicht so gerne.
Danke :) An den Naturkalender von Marjolein Bastin habe ich jahrelang nicht mehr gedacht, in den hat meine Mutter früher die Eieranzahl und Hühnerdetails notiert. “The Country Diary of an Edwardian Lady” ist jetzt auf meiner Wunschliste, danke für den Tipp.
liebe Grüße, Gesche
Das Buch ist wirklich eine Bereicherung! Meine Mama hat vor langer Zeit eine Ausgabe direkt aus England mitgebracht :)
Noch etwas, das das Blog betrifft: Wenn ich einen Kommentar schreiben möchte springt die Seite nach oben zurück, oder anders herum. Aber vielleicht liegt es nur an mir ;) Es macht mir jedenfalls sehr viel Spaß, deine Beiträge zu verfolgen und würde ich derzeit nicht soooo viel Spinnen, dann hätte ich schon längst wieder gemalt^^
mmmh, gehe dem Kommentar-Seite-Springen mal auf die Spur.
…Würde ich im Moment nicht so viel Malen, hätte ich längs schon wieder ein paar Socken gestrickt^^
Test von ir
Noch ein Test