In diesem Tutorial zeige ich dir, wie du wunderschönes Herbstlaub in Aquarell malen kannst. Perfekt für Anfänger und Fortgeschrittene, die ihre Maltechnik verbessern möchten!
Unser Beispiel ist eine wunderschöne rot verfärbte Jungfernrebe mit kleinen blauen Beeren.
Du kennst das vielleicht: Man sieht ein wunderschönes Blatt und möchte es sofort malen. Aber dann weiß du nicht, wo man anfangen soll, verlierst den Überblick über die Blattvenen und Farben und am Ende macht es keinen Spaß mehr. Das muss nicht sein!
Deshalb teile ich heute mit dir mein Vier-Schritte-System, das ich für alle meine Wildkräuter-Aquarelle verwende. Mit dieser Methode behaltet ihr nicht nur den Überblick, malt Details so das es plastisch wirken, sondern habt auch noch jede Menge Spaß beim Malen.
Diese vier Schritte sind:
Schritt 1: (Be-)Wundern und Sehen lernen – Wo wir unser Motiv suchen, anschauen und Zeichnen
Schritt 2: Anfangen – Wo wir die passenden Farben mischen und mit einer ersten Farbschicht das Weiß des Papiers besiegen
Schritt 3: Vertraue dem Prozess – Wo wir Schritt für Schritt Farbtiefe und Details aufbauen
Schritt 4: Feiern – Wo ich dich zwinge stolz auf dich zu sein ;)
Klingt gut? Dann lasst uns gleich loslegen und gemeinsam diese wunderschönen, roten Herbstblätter zum Leben erwecken!
Video:🍁 Herbstlaub in Aquarell - Einfache 4-Schritte-Methode 🎨
Wenn du mein Motiv malen möchtest, kannst du dir hier kostenlos das PDF mit Fotos und der Zeichnung als Vorlage herunterladen.
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Schritt 1: (Be-)Wundern und Sehen lernen – Wo wir unser Motiv suchen, anschauen und Zeichnen
Inspiration ist bei so glorreichem Herbstwetter natürlich einfach. Thorin und ich machen uns auf den Weg und gucken, was das Herbstlaub so macht. Wie du siehst, brauchen die großen Eichen hier noch ein wenig, bis sie gelb-orange werden, die Ahorne sehen schon besser aus. Aber ich entscheide mich doch zurück an den Anfang zu gehen und ein bisschen von der rot verfärbten Jungfernrebe am Nachbarszaun mitzunehmen.
Die Jungfernrebe ist hier eine Zierpflanze, die sich hier und da auch über Gartenabfälle verwildert hat, und ursprünglich aus Nordamerika stammt.
Aber das nehme ich ihr jetzt nicht übel, den mit den weinroten Blättern und den Früchten lädt sie sich gerade zu als Herbstmotiv ein.
Zurück am Schreibtisch rangiere ich meine Zweige ein wenig hin und her, um zu sehen, wie sie mir am besten gefallen.
Ich habe euch diese Arbeit schon abgenommen, und du kannst dir hier unter dem Video ein PDF mit Motivfotos und meiner Zeichnung kostenlos herunterladen.
Dann geht es ans Zeichnen. Ich arbeite hier relativ schnell. Mein Prozess ist aber immer vom Groben ins Feine. Erst lege ich die Lage der Stängel und Blätter fest, dann die Grundform der Blätter, dann die Details mit den Zähnen am Rand.
Es kümmert mich nicht, wenn ich beim Zeichnen merke, dass die Blätter und Beeren nicht hundertprozentig genau so liegen, wie auf dem Foto.
Klar, ich könnte radieren und korrigieren, aber im Skizzenbuch mache ich mir selten die Mühe.
Du kannst übrigens auch immer das Foto oder die Zeichnung aus dem begleitendem PDF in meinen Tutorials abpausen, wenn du dich beim Zeichnen noch unsicher fühlst.
Wenn du dir mehr Unterstützung bei Zeichnen lernen für botanische Aquarelle wünschst, dann findest du diese in meinem Durchstarter Workshop Nr. 3 “Die 3 Grundprinzipien des Zeichnens”.
Da zeige ich dir unter anderem auch, wie du so eigedrehte Blätter zeichnen kannst.
Du musst nicht perfekt Zeichnen können, um erfolgreich und mit Freude naturalistische Blumen zu malen.
In diesem Workshop lernst du, was du wissen musst, um deine ersten botanischen Skizzen anzufertigen – kompakt und praxisorientiert.
Ich zeige dir die drei Grundprinzipien des Zeichnens für botanische Motive.
Dann bringen wir die gelernten Prinzipien zusammen und üben gemeinsam an verschiedenen Beispielen.
Schritt 2: Anfangen – Wo wir die passenden Farben mischen und mit einer ersten Farbschicht das Weiß des Papiers besiegen
Es ist verführerisch zu denken, dass du jetzt viele neue Rottöne brauchst, gerade , wenn deine Palette wie meine, auf den ersten Blick nichts passendes parat hat.
Das darfst du natürlich, wenn du dabei Freude hast, aber du musst es nichts. Und, ich bevorzuge die Farben selbst anzumischen- warum zeige ich dir am Ende des Mischprozesses.
Ich kombiniere Magenta mit Echtrot, was so einen Rubinrot ergibt. Und ergänze Ultramarinblau für ein dunkleres Weinrot.
Orangetöne und Grüntöne dürfen natürlich auch nicht fehlen. Jeweils mit Echtgelb und Magenta bzw. Echtgelb und Cyanblau.
Und das beste daran ist, dass ich diese Mischungen wild miteinander kombinieren und sie ineinander laufen lassen kann, weil ich weiß, dass sie eben nur diese fünf Pigmente erhalten.
Wenn zuviel gelb ins Weinrot kommt, dann wird es braun. Wenn zu viel Rot ins Grün kommt, wirds auch braun. Aber dass passt ja für Herbstblätter.
Wenn du dich jetzt fragst, wie funktioniert das denn bitte mit der Mischerei?
Und woher weißt du überhaupt, welche Farben du nimmst, um deine passenden Farbtöne zu mischen, dann findest du im Durchstarter Workshop Nr. 2 von mir “Die 3 Grundprinzipien des Mischens” alle Unterstützung, die du brauchst.
Dort lernst du nämlich nicht nur systematisch die Farbtheorie, sondern auch, die Mischpraxis für botanische Motive!
Durchstarter Workshop Nr. 2
Du lernst die Grundlagen des Farbenmischens für botanische Aquarelle. – kompakt und praxisorientiert.
Dann bringen wir die gelernten Prinzipien in einer Übung zusammen und Mischen verschiedene Farben von botanischen Motiven.
Im Anschluss gestalten noch eine Mischtabelle, um die Vielfalt der möglichen Farbtöne zu erforschen – egal, ob du nur mit drei Primärfarben arbeitest oder mit einer Palette voller Farbtöne!
Mit den vorgemischten Farben können wir jetzt ganz soft, ganz hell die erste Schicht malen.
Dafür verdünne ich die Farbe erstmal, damit sie schön wässrig ist.
Bei dieser ersten Schicht variiere ich die Farbtöne ungefähr so, wie ich sie auf dem Foto sehe. Dabei dürfen die Farben ruhig ineinander laufen. Ich achte nur darauf, das die Beeren getrennt in Blau gemalt werden.
Wenn bei dieser nassen Malerei Frust aufkommt, weil der nasse Pinsel einfach keine feinen Blattspitzen malen möchte, oder du Trocknungsränder und Flecken hast, dann gucke mal in meine „Technik Grundlagen für Anfänger” Playliste auf Youtube, da gibt es ein Video extra zu Wasserbewusstsein.
Danach heißt es erstmal gut trocknen lassen! Bevor wir mit Schritt 3 weitermachen: Vertraue dem Prozess
Wenn dir bei den Blattvenen und der Farbe gleichzeitig der Kopf raucht, dann findest hier auf dem Blog mindestens zwei Beiträge übers Blätter malen, die dir das im Detail erklären. (z.B. dieser Ultimative Blätter Mal Guide)
Jetzt ist der Moment erreicht, wo mein Gehirn total auf Durchzug stellt. Denn der Malprozess ist mir schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich da nicht mehr drüber nachdenken muss.
Blatt für Blatt, Stiel für Stiel arbeite ich mit vor und versehe alles mit einer zweiten Schicht.
Ich gucken nach Schatten und Licht auf dem Blatt. Ich gucke nach harten Kanten, die ich auf dem trockenem Papier scharf male. Ich gucke nach sanften Übergängen, die ich mit dem Pinsel verstreiche.
Wenn das Ergebnis an dieser Stelle noch irgendwie komisch aussieht, dann macht das nichts! Wir sind ja noch nicht fertig. Meist wirken die Blattvenen jetzt noch etwas steif und extrem hell. Das kommt noch.
Wenn du dich fragst, wie das mit dem Verstreichen, und nass-in-nass, und Aussparen usw. im Detail funktioniert und du dir noch mehr Unterstützung mit den Grundtechniken im Aquarell wünscht, dann findest du hier meinen Durchstarter Workshop Nr. 1 “Die 3 Grundprinzipien des Aquarells”.
Dort bekommst du für 19€ und in knapp unter zwei Stunden alles an Aquarelltechnik beigebracht, die du brauchst um Wildkräuter in Aquarell zu malen.
Durchstarter Workshop Nr. 1
Lerne die Aquarell-Grundtechniken der botanischen Malerei in unter 2 Stunden mit kompakten Videos und Merkblättern. – kein langes Blabla über Lasieren, Lavieren und Co. .
Dann bringen wir die gelernten Prinzipien zusammen und malen kleine botanische Motive.
Dieser Workshop ist praxisnah und pragmatisch. Am Ende hast du dein eigenes gemaltes Merkblatt mit allen wichtigen Informationen und kannst selbstbewusst mit alle meinen Kursen und Tutorials durchstarten.
Schritt 3: Vertraue dem Prozess – Wo wir Schritt für Schritt Farbtiefe und Details aufbauen
Hier kommt endlich “Butter bei die Fische”, es wird gemalt!
Wenn ich jetzt ohne Kamera hier säße würde ich wahrscheinlich mit dem Stängel oben anfangen, aber ich denke, ihr seid gespannt darauf, wie ich die Blätter male, als lege ich hier links mit den Blättern los!
Mein Gedankenprozess hier ist folgendermaßen:
Ich gucke, wo Licht ist und, wo eine harte Kante ist. Also z.B. entlang der Blattvenen. Meine Farbmischung ist weniger wässrig, als ich der ersten Schicht ggf. musst du also etwas Farbe nachmischen .
Dann setzte ich im Schatten, entlang der Blattvenen die Farbe und verstreiche sie zu den Stellen, wo Licht ist. Meist ist dort ja so’n sanfter, gradueller Übergang vom Schatten zum Licht.
Dabei lasse ich die hellen Bereiche erstmal großzügig frei stehen, damit ich Raum zum Verstreichen habe.
Die hellen Blattvenen lasse ich frei stehen, damit dort die erste Schicht weiterhin hervorguckt.
Dabei variiere ich ungefähr genau die Farben so, wie ich sie sehe. Das gute ist aber: Blätter sehen alle anders aus, es ist egal, ob die Farben exakt so sind, wie auf dem Foto.
Wenn alles eine zweite Schicht bekommen hat, bitte erstmal tief durchatmen, vielleicht mal wieder aufrecht hinsetzten oder die Hände ausschütteten 😉
Wir sind fast fertig. Nur noch Kleinigkeiten liegen zwischen uns und ner fertigen Illustration.
Blatt für Blatt gehe ich wieder mein Bild durch und gucke, was ich anpassen möchte.
Insbesondere gucke ich nach:
- Schatten die verstärkt werden möchten
- Kanten, die nicht ordentlich bzw. klar genug sind.
Außerdem schaue ich, ob die Blattvenen so passen, oder ob sie ggf. zu hell sind. Sind sie zu hell, kann ich sie mit einer verdünnten Farbschicht etwas abdunkeln.
Außerdem kann ich noch Details ergänzen, wie die feinen Schatten entlang von Blattvenen oder einzelne kleine Blattvenen andeuten.
Aber Achtung, die feinen Blattvenen sollen nicht verlaufen, da muss ich also warten bis das Papier wieder trocken ist.
Gerade auch bei den Beeren sorgt diese letzte Schicht tiefer Schatten mit relativ unverdünnter Farbe für extra Plastizität, weil alles andere nach vorne rückt.
Es ist übrigens enorm einfach an dieser Stelle zu übertreiben. Zu viel Rumzufunzeln im Bild. Zu viele Schatten, zu viele Details…
Ich bin mir selbst nicht sicher, ob mir das hier auch passiert ist, oder nicht. Aber glaube mir, ich habe so manchen Bild in den letzten 10 Minuten zermalt.
Also, lieber jetzt Pinsel beiseite legen und ne Pause machen. Mindestens ne Stunde Abstand.
A propos Abstand. Nicht nur zeitlich, sondern räumlich hilft es auch enorm, mal nen Meter vom Bild wegzutreten um einen Gesamteindruck zu gewinnen. Die Versuchung ist groß immer mit der Nase am Papier zu arbeiten. Aber sehen kannst du aber besser mit etwas mehr Abstand!
Sooooo und wenn der letzte Pinselstrich gefallen ist, ist unsere Arbeit noch nicht vorbei.
Es folgt nämlich noch der wichtige Schritt 4: Feiern
Schritt 4: Feiern – Wo ich dich zwinge stolz auf dich zu sein ;)
Das ist der absolut wichtigste Schritt. Dich freuen. Stolz auf dich sein.
Gerade für uns Leute, die Pflanzen so malen wollen “das sie nach was aussehen”, ist es unglaublich einfach, unzufrieden zu sein mit dem Ergebnis. Dich selbst zu kritisieren und ne Liste mit Verbesserungswünschen zu führen.
Aber, wenn nach dem Malen nur der schale Geschmack des Versagens in Erinnerung bleibt, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir unseren Aquarellkasten erstmal wieder einstauben lassen, statt uns quer durch die Natur zu malen.
Darum ist der letzte Schritt so wichtig. So revolutionär. Sag was Nettes über dein Bild. Feier dich. Sei stolz.
Selbstkritik kommt von allein. Aber Mal-Freude muss bewusst dazu geladen werden.
Wenn du möchtest, dass ich mich mit dir mit freue, dann kannst du dein Herbstblatt auf Instagram unter #gemaltesHerbarium teilen und mich mit@geschesanten verlinken.
Dann feiern ich dich gleich mit!