Wer besser Malen und Zeichnen möchte muss üben – Klar, wissen wir alle. Egal, ob du deinen eigenen Stil entwickeln möchtest oder dich technisch verbessern willst, immer wird dir eines geraten:
Regelmäßig malen und zeichnen. Dranbleiben. Viel produzieren. Üben Üben Üben.
Einfacher gesagt als getan.
Oft ist der gute Wille da, der Stift ist gespitzt, der Wassertopf gefüllt, aber es herrscht gähnende Leere im Kopf und auf dem Papier.
Die Idee, die Inspiration will sich einfach nicht einstellen. Verzweiflung steigt in dir hoch: „Was soll ich bloß malen oder zeichnen?“
Meiner Meinung nach gibt es zwei unterschiedliche Strategien, wie du mit so einem kreativen Ideenloch umgehst. Sie sind komplett widersprüchlich, gehen aber oft Hand in Hand.
Angriff oder Rückzug.
Wenn du in einer Inspirationswüste sitzt und einfach keine Ideen kommen wollen, hast du grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Angriff oder Rückzug.
Entweder du butterst dich durch die Inspirationslosigkeit. Legst einfach los, ohne Rücksicht auf deine fehlende Inspiration. Egal mit was. Du vertraust darauf, dass dir die Ideen beim Arbeiten kommen werden.
Oder du machst eine kreative Pause. Beschäftigst deinen Kopf mit etwas anderem; in dem Wissen, dass die Einfälle und Mal-Lust schon wieder kommen werden.
Weg 1: Angriff
Nicht auf Inspiration warten – loslegen!
Du packst das Problem bei den Hörnern. Setzt dich auf deinen Hosenboden und arbeitest durch die Ideenlosigkeit. Egal, wie doof du dir dabei vorkommst. Egal, wie zäh und unbefriedigend es sich anfüllt.
Das Ganze beruht auf der Vorstellung, dass Einfälle und Geistesblitze kommen während du arbeitest. Dass du erst lernst wo du mit einem Bild, einer Skizze hinwillst, wenn du losgehst.
Oder, wie Pablo Picasso gesagt hat:
„Die Inspiration existiert, aber sie muss dich bei der Arbeit finden.“
Theoretisch in deinem Kopf zu erläutern, was du gerne festhalten und ausdrücken möchte ist nicht annähernd so wirksam, wie verschiedene Dinge auszuprobieren und zu sehen was passiert.
Vielleicht wirst du ja überrascht.
„Ja ok, sehe ich ein, aber ich weiß immer noch nicht, was ich jetzt konkret machen soll“
Ich weiß ja, wenn man gerade an seinem Tisch sitzt und lustlos einen Apfel anstarrt, weil man jetzt auch nichts Interessanteres zum Malen gefunden hat, ist die Vorstellung einfach loszulegen wenig verlockend.
Der (mentale) Trick ist, dass nicht zur Diskussion steht, dass du jetzt was malst oder zeichnest. Es geht nur darum, dass du kreierst. Dabei ist eigentlich egal was. Die Hauptsache ist, dass du anfängst. Mit irgendwas.
Ein paar Ideen und Vorschläge, um loszulegen
- Fange an mit dem was direkt vor deiner Nase ist:
- Deine linke Hand (oder rechte für Linkshändern)
- 3 Dinge auf deinem Schreibtische (Büroklammer, Stift, Bürolampe)
- Auch das hundertste Stillleben einer Kaffeetasse hat noch niemanden geschadet
- Schau aus dem Fenster, welche Farbe hat der Himmel? Male diese.
- Wühle durch deine fertigen Bilder, suche dir einesdeinerLieblingsmotive und male es nochmal:
- In einem anderen Medium (Wie wäre es mal mit Acryl?)
- In einem anderen Farbschema (Wie wäre es, wenn du nur Komplementärfarben benutzt? Oder du ein monochromes Bild malst?)
- Was ist deine Lieblingsfarbe? Was istdeinLieblingsverein? Welches Tier magst du?
- Zeichne einen lila Tiger mit Werder Bremen Trikot
ODER
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Und, ganz ehrlich, wenn alles nicht hilft, hör auf. Denn schließlich gibt es ja noch Weg Nummer zwei.
Weg 2: Rückzug
Hör auf dich zu zwingen – gehe raus und erlebe etwas Anregendes
Zwinge dich nicht zum Kreieren. Lass los und vertraue darauf, dass die Ideen und die Inspiration schon wiederkommen. Statt am Schreibtisch zu verkrampfen, erlebe lieber etwas, was dich interessiert und deinen Kopf anregt. Wer etwas anderes und Neues sieht, liest, riecht, erlebt, kann das dann mit zurück aufs Papier nehmen.
Wichtig ist, dass du dich nicht in deine Unzufriedenheit rein steigerst.
In dieser „Mir-muss-jetzt-was-einfallen“- Energie ist kein Raum für Freude und Freiheit im und am Malen, Zeichnen und Gestalten.
Negative Gedankenspiralen, Selbstvorwürfe und Katastrophisierung der Situation („Mir wird nie wieder etwas einfallen. NIE!“) sind der schnellste Weg aus der Ideen-Durststrecke eine schier endlose Inspirationswüste zu machen.
Deshalb ärgere dich nicht weiter über die fehlenden Einfälle. Erkenne an, dass das einfach Teil des Lebens ist. Auf und Ab, Ebbe und Flut, Ideenlosigkeit und mehr Geistesblitze als Zeit.
Dabei aber, nicht einfach das Gehirn auszuschalten und sich vom TV berieseln zu lassen.
So unterhaltsam es sein mag, niemand erschafft selbst schöne, berührende, spaßige Werke, während er 3 Stunden Parks and Recreation guckt.
Glaube es mir, ich hab’s versucht.
Aber wohin soll ich denn gehen? Was soll ich denn machen?
Das hängt wirklich völlig von dir ab. Je besser du dich selber kennst, desto besser weißt du auch, was für Aktivitäten dich interessieren und inspirieren.
Das kann der dramatische Himmel sein, das superlustige Teichhuhn oder die Farbe einer Blume. Aber auch etwas ganz anderes. Ein Zeitungsleser im Café, Hochhäuser und Glasfronten in der Sonne, Bilder irgendeines alten Meisters im Museum.
Am besten hast du eine laufende Liste mit möglichen kleinen Ausflügen, die du unternimmst. Nur du und deine Muse. Worauf hast du Lust?
Wenn du wirklich überhaupt keine Idee hast, hilft nur eines: Ausprobieren, und nicht von dem Gedanken einschränken lassen, dass du jetzt was ganz Großes und Spannendes machen musst. Im Gegenteil.
Hier ein paar Vorschläge aus meinem Arsenal
- Bibliothek – Bildbände, obskure DVDs, alte Zeitschriften und dunkle Ecken – was will man mehr.
- Ein Stadtviertel, oder Park, indem du noch nie warst. – Was sind wir heute nicht abenteuerlich.
- Bastelladen oder Kunstbedarf-Shop – Gucken, nicht kaufen!
- Botanischer Garten – Blumen, Blumen, Blumen, Gras – oh ja, und die Teichhühner natürlich!
- Museum – Es muss ja nicht für Kunst sein, wie wär’s mit Naturkunde, Stadtgeschichte, Industriegeschichte, Kinderspielzeug?
- Allein in ein Café – Ohne Handy, ohne Freundin. Vielleicht ein Buch oder eine Zeitschrift.
Es ist wichtig, sich in dieser Zeit, in der du faktisch nicht kreierst, malst oder zeichnest, fotografierst oder töpferst ( was immer das kreative Mittel deiner Wahl ist) kein schlechtes Gewissen zu machen, weil du „Spaß“ hast, obwohl du doch zeichnen üben wolltest. Sehe diese Ausflüge als Teil deiner kreativen Praxis an und nicht als etwas, was ihr im Wege steht.
Egal was du tust, das Beste ist natürlich gar nicht erst in die Situation totaler Inspirationslosigkeit zu verfallen.
Vorsorge- nie wieder in die Ideenwüste
Skizzen und Ideenbuch
Du kannst es wahrscheinlich nicht mehr hören, aber tatsächlich ist ein Skizzenbuch in das du (semi) regelmäßig zeichnest die beste Vorsorge gegen Kreative-Ideenlosigkeit. Es ist der perfekte Ort um halb gegorene Ideen auszuprobieren oder dich an ein neues Motiv zu wagen.
Und, wie ich immer sage: Skizzenbücher müssen nicht schön sein, oder cool, oder repräsentativ.
Ziele setzen– aber nicht auf das Ergebnis versteifen
Klingt vielleicht wie ein Widerspruch, ist es aber nicht. Wenn Du ein Ziel hast, z.B. bessere Hände zeichnen zu können, damit deine Comics nicht mehr so klumpig wirken, dann weißt du, was deine nächsten Schritte sind. Du kannst dir Bilder von Händen in verschiedenen Positionen suchen und diese zeichnen üben. Du kannst dir anatomische Zeichentutorials bei youtube anschauen und nacharbeiten. Du kannst dir Hände anderer Künstler angucken und ihre Methodik nachvollziehen. Wie sehen die Hänge von Asterix und Obelix aus? Wie die von Disney-Prinzessinnen? Probiere ich auch mal.
Und wenn dir auf dem Weg dahin etwas anderes ins Auge fällt, das dich interessiert und das du gerne zeichnen oder malen möchtest, die Lust in dir aufkommt mit dieser Idee jetzt sofort was zu machen. Dann
:) an manchen tagen fehlt das BOOOM eben leider. aber deine tipps sind prima und wahr. jeder einzelne. manchmal hilft es, einfach irgendetwas zu machen, manchmal alte ideen neu zu gestalten und manchmal hilft nur das loslassen und akzeptieren, dass nciht jeder tag produktiv ist.
ich habe die erfahrung gemacht, dass auch die kreativität einem (wenn nicht gar DEM) zyklus unterliegt. so ist das eben. und tatsache ist, dass nach jedem tief auch wieder ein hoch kommt.
liebste grüße, doro.
Oh ja :) Das wichtigste ist in jeder Situation sich nicht verrückt zu machen. Weder, wenn man zu viele Ideen und zu wenig Zeit hat. Noch, wenn man garkeine Inspiration hat. Sondern einfach darauf vertrauen,dass das schon wieder wird!
Hey, hab eigentlich nur wissen wollen wie mann Ideenlosigkeit schreibt und wurde mit der Idee eines Ideenbuches beschenkt.