Ist ein Naturskizzenbuch nur ein Naturskizzenbuch, wenn Du naturalistisch und vor allem „richtig gut“ malst? Wenn Du öfter Texte von mir liest, ahnst Du sicher schon, dass ich diese Frage mit einem kategorischen NEIN beantworte.
Ich habe bereits in diesem Beitrag über Natur-Skizzenbücher gesprochen. Nature -journals, wie sie im Englischen heißen sind eine Möglichkeit Naturbeobachtungen- mit Hilfe von Bildern und Worten- festzuhalten.
Wie bei allem Kreativen kann man auch bei Naturskizzenbüchern schnell in Perfektionismus verfallen.
Die Angst, es nicht „richtig“ oder „gut genug“ zumachen, lähmt und lässt Dich gar nicht erst anfangen.
Grundsätzlich gilt fürs Naturskizzenbuch alles, was ich schon hier über die Angst Dein Skizzenbuch zu versauen geschrieben habe. Doch es gibt noch eine ganze Reihe an Spezialängsten und Mythen, die mir in Bezug auf Naturskizzenbücher untergekommen sind. Einer der hartnäckigsten Vorbehalte ist die Ansicht, dass man „gut“ und vor allem naturalistisch zeichnen und malen können muss, um ein Naturskizzenbuch zu führen.
Ein Naturskizzenbuch muss naturalistisch sein- sonst ist es keines?
Der Ursprung von nature journals, sind Feldnotizen von Naturforschern randvoll mit Zeichnungen von ihren Funden. Bevor mobile Fotografie möglich war, waren das genaue Erfassen von Arten und die exakte Zeichnung von Merkmalen wichtig. Naturskizzenbücher haben so zur wissenschaftlichen Erfassung und Katalogisierung der Artenvielfalt beigetragen.
Doch von der historischen Bedeutung solcher nature journals sollte man sich nicht einschränken lassen.
Heute geht es vielmehr darum die Natur zu entdecken und auf die Dir eigene Weise kreativ festzuhalten. Du sollst nicht so zeichnen, wie Humboldt und seine Zeitgenossen. Und auch nicht so wie ich, oder wie irgendeine Pinterest-Person.
Es geht vielmehr darum, Deinen eigenen Stil zu entwickeln. Deine Freude an der Natur und Deine Beobachtungen festzuhalten.
Finde Deinen eigenen Stil
Oder: Ich male mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt!
Ein Naturskizzenbuch ist ein Ort, in dem Du Deine Gedanken, Gefühle, Ideen und Beobachtungen im Zusammenhang mit der Umwelt und Natur festhalten kannst. Es ist eine Möglichkeit Deine Spaziergänge, Ausflüge und Exkursionen zu dokumentieren.
Als eine Kombination aus Notizbuch und Skizzenbuch bietet es viele Möglichkeiten Naturbeobachtungen und Impressionen festzuhalten.
Naturskizzenbücher können alles sein zwischen Naturbeobachtung, Feldnotizen zu Pflanzenfunden, Zeichenübung, Inspirationssammlung und Tagebuch. Wichtig ist nur, dass Du Deine Wertschätzung und Dein Interesse zu Ausdruck bringst.
Niemand würde Monet seine Wertschätzung von Seerosen absprechen und sagen, dass er sie weniger genau gesehen hätte als ein botanischer Illustrator.
Dein Skizzenbuch als Arbeits- und Übungsbuch ist übrigens ein idealer Ort, um zu testen welcher Stil und welche Herangehensweise Dir am besten gefällt.
Was möchtest also Du?
Möchtest Du die überwältigende Schönheit von blühenden Blumen durch einen wilden Rausch an Farben festhalten? Oder Dich lieber auf eine Blüte im Detail konzentrieren?
Auch wenn sich Dein Perfektionismus-Teufel jetzt windet und protestiert: Es gibt hier kein „richtig“ oder „falsch“. Es gibt höchstens „fühlt sich gut an“ und „fühlt sich nicht gut an“.
Du kannst ein Naturskizzenbuch voll mit für Dich bedeutsamen Motiven füllen, wenn Du selbst Zeichen- oder Malanfänger bist, und Deine Technik sich noch entwickelt.
Du musst nicht warten bis Du gut genug bist, damit sich ein Naturskizzenbuch lohnt!
Wenn Du an Natur, an Tieren und Pflanzen und Himmel und Erde interessiert bist, ist ein Natur-Skizzenbuch genau der richtige Ort, um zeichnen und malen zu üben. Denn Du bleibst nur am Ball, wenn Du tatsächlich etwas malst, was Dich auch interessiert-
Du kannst auch expressiv oder stilisiert malen.
Nicht die naturalistische Darstellung macht das Naturskizzenbuch aus, sondern der Moment, indem Du etwas beobachtet und es auf die Dir eigene Art festgehalten hast.
Danke für diesen motivierenden Artikel :) Genau das hält mich auch oft davon ab einfach los zu malen – der Perfektionismus und die „Angst“ enttäuscht zu sein wenn’s nicht so klappt wie ich’s mir vorgestellt habe…. Das kann in vielen Lebensbereichen sehr lähmend sein.
Also das Credo lautet jetzt: weniger Denken, mehr TUN und einfach mal dem Pinsel freien Lauf lassen! :)
Liebe Sonja,
vielen Dank für die schönen Worte und viel Erfolg beim einfach TUN und drauflos Malen und Kritzeln.
LG, Gesche
Schöner Artikel. Das kann ich alles so unterschreiben.
Mir fiel es auch immer schwer mein Skizzenbuch zu füllen, weil ich immer das Gefühl hat es müsse perfekt sein. Inzwischen kritzeln ich einfach Alles rein. Es geht mir eher darum meinen Gefühlen Ausdruck zu geben, neue Techniken auszuprobieren und Eindrücke festzuhalten. Ich finde es außerdem immer super spannend alte Skizzenbücher durch zu blättern und meine Entwicklung revue passieren zu lassen.
Liebe Grüße
Rebecca
Hallo Rebecca,
deine Aquarelle und Illustrationen sind immer so schön und ordentlich und detailverliebt, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dein Skizzenbuch wild gekritzelt ist :)
Ich liebe es auch in alten Skizzenbüchern zu blättern, häufig erinnere ich mich gar nicht mehr an alle Ideen, die ich mal hatte.
Liebe Grüße, Gesche
Ein toller Artikel, Gesche! Habe mich dabei ertappt, wie ich bei fast jedem Satz eifrig anfing zu nicken ;-) Man kann es gar nicht oft schreiben bzw. sagen, wie wichtig es für das eigene künstlerische Selbstbewusstsein ist, sich in seinem Skizzenbuch auszutoben und persönliche Beobachtungen festzuhalten.
Danke und genau :) Ich schreibe hier auch immer das, was ich selbst am Dringendsten hören muss :)
LG,Gesche
Hallo Gesche,
ich kann auch nur zustimmen. Ich male eigentlich gern, aber viel zu selten und habe dann immer das Gefühl, es nicht richtig zu können. Dabei wäre Malen oft viel besser als Schreiben, weil der Kopf (idealerweise) ausgeschaltet ist. Ein Skizzenbuch habe ich noch nie versucht, glaube ich. Danke für die mutmachenden Worte. Vielleicht fange ich ja doch mal an. :-)
Viele Grüße,
Doris
Doris, vielen Dank für das (mal wieder) nette und tiefsinnige Kommentar :) Ich kann dir natürlich nur empfehlen, es mal mit einem Skizzenbuch zu versuchen, es gibt ja keine Regeln, wie das auszusehen hat. Wenn du sonst viel schreibst, ist vielleicht so eine Kombination von Skizzenbuch und Tagebuch was für dich? Eine Seite schreiben, eine Seite skizzieren? Oder ganz wild: Erst schreiben und dann einfach drüber malen :)
Viele Grüße,
Gesche