Träumst du auch von einem gefüllten Skizzenbuch, aber irgendwie kannst du nicht anfangen? Willst du mehr und regelmäßig malen, doch nach jeder 30-Tage-Challenge fühlst du dich schlechter und nicht besser?
Kein Sorge, du bist nicht allein. Auch ich habe so manche Skizzenbuch-Challenge mit schlechtem Gewissen abgebrochen und danach eher weniger, als mehr gemalt.
In diesem Blogpost zeige ich dir deshalb, wie du erkennst, was dich aufhält und, wie du in drei Schritten deiner freudvollen Skizzenbuch-Routine näher kommst.
Grund (fast) allen Übels: Dein Perfektionismus
Meiner Erfahrung nach ist der häufigste Grund dafür, dass sich ein schönes Hobby, wie Skizzenbuch und botanische Malerei, in Stress und schlechtes Gewissen auflöst der Perfektionismus.
Was ist Perfektionismus
Als Perfektionistin habe ich meist unrealistisch hohe Maßstäbe, werden diese nicht erreicht setzt ein „Alles-oder-Nichts“-Denken ein. Entweder Perfektion, oder völliger Fehlschlag.
Aber, Perfektionismus ist so viel mehr. Es ist nicht nur etwas für Schöngeister, die etwas einfach besonders schön haben wollen. Ganz im Gegenteil, es ist die ständige Konzentration auf das Schlechteste.
„Perfektionismus ist nicht die Suche nach dem Besten. Er ist die Beschäftigung mit dem Schlechtesten in uns, dem Teil, der uns sagt, dass nichts von dem, was wir tun, je gut genug wird – das wir noch einmal von vorn anfangen sollten“ – Julia Cameron, Der Weg des Künstlers
Dabei hat Perfektionismus viele Gesichter, es geht nicht nur darum besonders schön zu malen, sondern jede Situation zu optimieren.
Wenn du denkst, du brauchst erst besseres Material – Perfektionismus.
Wenn du denkst, du hast nicht genug Zeit für ein gutes Bild – Perfektionismus.
Wenn du zu viele Ideen hast und nicht die „richtige“ auswählen kannst – Perfektionismus
Kreativer Peptalk Live: Perfektionismus hat viele Gesichter
In diesem Video spreche ich darüber, wie Perfektionismus dir deine Malfreude stielt und, wie du es schaffen kannst regelmäßig dein Skizzenbuch zu füllen – ohne Zwang und schlechtes Gewissen. Ich führe noch einmal mit Beispielen auf, wie die Perfektionismus-Ausreden uns aufhalten, und, wie du da raus kommst.
Dein Weg aus der Perfektionismus-Spirale
Auch, wenn es keine 0815-Lösung gibt, die für alle funktioniert, durchlaufen wir meiner Erfahrung nach doch alle die gleichen Stationen auf dem Weg zu unserem Ziel: Mehr Malen und dabei Freude habe!
Schritt 0: Akzeptieren und annehmen
Das klingt jetzt so nach Achtsamkeitsübungen und Meditation, es ist aber tatsächlich die Grundlage für alle weiteren Schritte. Wir können so viel Energie verbrauchen, indem wir einfach nicht akzeptieren, dass die Situation so ist , wie sie ist, statt aus der Ist-Situation heraus eine Lösung zu finden.
Wir haben alle so eine verträumte Idealvorstellung darüber, wie unser Skizzenbuch aussehen SOLLTE. Wie wir frei von Zwängen durch die perfekt temperierte Landschaft schreiten und wundervolle, schöne und instagram-würdige Seiten gestalten. In Wirklichkeit haben wir aber einen Hund an der Leine, der gerade ein Reh gesehen hat, einen Wäscheberg, von dem wir nicht mehr genau wissen, ob er sauber oder dreckig ist und/oder Eltern und Kinder, die Ansprüche stellen.
Deshalb ist es wichtig zu akzeptieren, dass unser Leben gerade nicht dieser Idealvorstellung entspricht. Das heißt übrigens nicht, dass du nicht träumen sollst, siehe Schritt 1, sondern nur, dass wir arbeiten, mit dem, wie die Lage gerade in diesem Moment ist. Wenn du also Angst vor den leeren Seiten deines 15€-Skizzenbuch hast, dann versuche nicht dir Vorwürfe zu machen, dass du Angst hast. Statt zu kämpfen, finden wir stattdessen kreativ andere Lösungen. (siehe Schritt 3)
Das Wichtigste dabei ist: Kleine und machbare Schritte
Sie sind wichtiger, als das es gut aussieht. Sie bringen langfristig gesehen mehr, als auf den großen Wurf zu warten.
Es geht darum den ersten Widerstand abzubauen und den kreativen Stein ins Rollen zu bringen. So kannst du lernen, dass gar nichts Schlimmes passiert, wenn dein Bild doof wird. Im besten Fall hast du vielleicht ein Erfolgserlebnis, auf das du später weiter aufbauen kannst.
Schritt 1: Zeit zum Träumen- Was willst du wirklich?
Die meisten von uns haben eine Vorstellung, was sie gerne wollen, egal ob eine Sammlung eigener botanischer Aquarelle an der Küchenwand oder ein Skizzenbuch voll mit Ausflügen in die Natur. Auch, wenn wir uns dem Perfektionismus abgeschworen habe, heißt das nicht, dass wir nicht weiterhin groß träumen können oder ehrgeizig sein dürfen. Die Frage ist nur wie. Denn konkrete Ziele und Vorsätze werden immer mit viel Optimismus an unserem Verhalten in der Zukunft gesetzt und scheitern dann in der Realität der Gegenwart. Das ist ganz normal, dass geht uns allen so. Durch Zwang und Peitschenhiebe kommt niemand zu einer freudvollen Routine!
Stattdessen ist es ganz wichtig, dass neue Routinen ein inneres Bedürfnis befriedigen. Nur so kannst du sie einhalten.
Was dieses innere Bedürfnis ist, dass kannst nur du dir selbst beantworten. Mein Tipp ist es dir kein hartes, messbares Ziel zu setzten, sondern dir ein Thema, eine Intention, ein Motto zu überlegen, woran du arbeiten möchtest. Denn die Zukunft ist schwer vorhersehbar. Aber bei einem Motto ist jeder Schritt in die richtige Richtung ein Gewinn für dich.
Statt, dass du auf ein (scheinbar) messbares Ergebnis hinarbeitest, nutzt du deine Intention, um dich immer wieder daran zu erinnern, warum du eigentlich zeichnest und malst, was du zeichnest und malst.
Wenn du tiefer in Skizzenbuch-Intentionen versus Ziele einsteigen möchtest, lernen möchtest, wie du deine selbst formulierst, dann ist dieser Blogpost für dich :
Schritt 2: Perfektionismus hat viele Gesichter
Finde deine persönliche Ausrede ?
Perfektionismus ist nicht immer so leicht zu erkennen, denn so manches Mal versteckt er sich hinter ganz „vernünftigen“ Argumenten und konkreten Ängsten.
Wie zum Beispiel:
- Ich habe Angst, mein (gutes, schönes, neues, teures,….) Skizzenbuch zu versauen
- Ich kann nicht anfangen, bevor meine neuen (guten, schönen, teuren,…) Materialien nicht hier sind.
- Ich habe nicht genug Zeit für ein „richtiges“ Bild, deshalb fange ich gar nicht erst an
- Ich habe heute so viel Zeit, die muss ich ich jetzt aber auch für ein „richtiges“ Bild nutzten, was dann besonders gut werden muss…aber welches…denke da jetzt erstmal über 2 Stunden drüber nach.
- Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht jeden Tag oder jede Woche male.
- Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich jeden Tag nur 10 Minuten male, aber nie ein wirklich großes „richtiges“ Projekt.
- Ich habe leider gar keine Idee, was ich malen will und soll.
- Ich habe so viele Ideen und Inspiration und kann mich nicht entscheiden, welche Idee jetzt die „richtige“ ist.
Ich habe wirklich schon alle gehört oder selbst gedacht.
Wenn du noch eine Perfektionismus-Ausrede hast, die ich noch nicht genannt habe, dann schreibe mir gerne ein Kommentar.
Daran merkt man auch, dass das vorgeschobene Problem, in Wirklichkeit nur Perfektionismus ist, der sich einen Hut und Trenchcoat angezogen hat. In jeder erdenkliches Situation findet das Perfektionismus-Monster in unserem Gehirn eine neue Ausrede.
Der wichtigste Schritt ist hier eindeutig, dass du dir bewusst machst, welche Ausrede dein Perfektionismus-Monster jetzt gerade aus der Tasche gezogen hat. Dabei geht es nicht darum, dir Vorwürfe zu machen, dass du z.B. jetzt schon wieder Angst hast Material zu verschwenden, sondern nur darum, es amüsiert zu bemerkten und die Ausrede willkommen zu heißen.
Alle Kreativen haben hin und wieder, häufiger und seltener diese Gedanken. Das du sie auch hast ist Beweis dafür, dass du Teil bist der globalen Kreativen-Gemeinschaft.
So bist du bestens vorbereiten für Schritt 3: Experimentieren.
Schritt 3: Experimentieren
Wie oben schon erwähnt, gibt es keine one-size-fits-all Lösung. Du kannst vorher nicht wissen, welche Methodik und Herangehensweise für dich am besten funktioniert.
Daher heißt es jetzt: Experimentiere!
Probiere die hier vorgeschlagenen Techniken und Versuchsreihen einfach mal aus. Sei offen, was das Ergebnis angeht. Es ist immer okay festzustellen, dass es das jetzt nicht so wirklich war für dich.
Es geht darum etwas auszuprobieren und dann in dich rein zu fühlen: Ging es mir damit gut? Fühlte ich mich gestresst? Bin ich stolz?
Als Malende Naturforscher·in darfst du neugierig deine Umwelt und dich selbst entdecken.
Sei sanft mit dir, aber unerschütterlich!
Das eine hat nicht geklappt. Dann probieren wir einfach mal vorsichtig das andere.
Es geht nicht darum, irgendwann an dem perfekten Ziel anzukommen, sondern darum es immer wieder zu probieren. Einen Pinselstrich nach dem anderen zu setzten.
Der Weg ist das Ziel!
Probieren geht über Studieren!
Jetzt aber genug Peptalk! Her mit den konkreten Tipps und Ideen zum sofort umsetzten.
DIY Mini-Skizzenbuch
Wenn dein Perfektionismus Monster sagt: „Ich habe Angst, mein (gutes, schönes, neues, teures,….) Skizzenbuch zu versauen“
„Ich kann nicht anfangen, bevor meine neuen (guten, schönen, teuren,…) Materialien nicht hier sind.“
Weniger ist mehr. Diese Mini-Skizzenbücher sind perfekt, wenn du dich noch nicht an das „gute“ Material herantraust, aber auch, wenn du denkst, du müsstest dir erst ein tolles Skizzenbuch besorgen.
Einfach aus einem Bogen Aquarellpapier (oder z.B. auch Mixed-Media Papier, wie Hahnemühle Bamboo) gebastelt.
Ein passendes Video mit Anleitung dazu findest du hier: https://youtu.be/13lymXS-AIM
Suche dir eine Thema, zu dem du eine Sammlung anlegen kannst
Wenn dein Perfektionismus Monster sagt:
„Ich habe leider gar keine Idee, was ich malen will und soll.“
„Ich habe so viele Ideen und Inspiration und kann mich nicht entscheiden, welche Idee jetzt die „richtige“ ist.“
Eine Einschränkung bewirkt Wunder!
Es geht dabei noch nicht mal darum, welche Einschränkung du vornimmst, denn du darfst ja deine Meinung wieder ändern (alles ist ein Experiment!).
Ein Thema hilft dir aber einen Fokus zu finden, mit dem du die Welt nach Motiven absuchen kannst. Egal, ob du denkst keine Idee zu haben oder zu viele Ideen, du findest deine Lösung erst nach dem Anfangen.
Gerade Leute (, und mit „Leute“ meine ich mich), die eine ganze Liste an möglichen Motiven und Projekten im Kopf haben, die mehr Ideen als Zeit haben, neigen dazu, erst die richtige Idee wählen zu wollen, bevor sie losmalen. In Wirklichkeit ist es aber genau umgekehrt. Die Information, ob etwas die gerade passende Idee ist, weißt du erst, wenn du es ausprobierst.
Die Klarheit kommt im Malen!
Wenn du nie weißt, was du malen willst, hilft dir ein Thema ebenfalls, denn es nimmt dir eine Entscheidung ab und fördert deine Wahrnehmung.
Wenn du dir z.B. vornimmst, nur blaue Blüten zu Malen, wirst du dich plötzlich wundern, wie viele blaue Blüten du plötzlich entdecken kannst.
Ideen für eine Skizzenbuch-Sammlung im Herbst sind
- die letzten Blüten im Spätsommer
- Früchte und Beeren in Hecken
- Samen an Bäumen
- Pilze
- die Farbe des Himmels
Wichtig ist, dass du etwas findest, dass zu dir und deiner Lebenssituation passt!
Es gibt keine Regeln, wie ein richtiges Naturskizzenbuch zu führen ist.
Denk immer daran: Experimentiere und Reflektiere
- Schaue, was passiert, wenn du jeden Morgen oder Abend 10 Minuten ein Fundstück malst. Bist du stolz auf dich, dass du regelmäßig dabei warst oder fühlst du dich gehetzt?
- Gehe mit dem DIY Faltbuch und einem Bleistift raus. Fandest du es entspannend draußen zu stehen oder sitzen, oder nicht?
- Versuche es mit einem Fundstück pro Woche – wie fühlt sich das an?
- Male 3 Blumen in nass-in-nass – macht das Spaß?
- Starte ein längeres Projekt – bist du zufrieden oder entnervt, wenn du fertig bist?
Wenn alles, was dir für eine tägliche Skizzenbuch-Routine fehlt eine 30-Tag-Challenge mit 30 Themenvorschlägen wäre, dann hättest du das schon gemacht!!!!
Es ist ok, dass du für dich einen anderen Weg finden musst.
Meine Ausrede: kann ich denn überhaupt irgendwas malen, was nicht bereits gemalt wurde und das auch noch besser als ich es jemals könnte
Oh ja! Das Vergleichen mit anderen, da könnte ich auch einen extra Text zu schreiben.
Hallo! Vielen dank für die e-mails, die ich erhalten habe. Sehr schöne Aquarelle und eine unglaubliche Menge guten Stoffes sowohl über Malerei als über andere Dinge. Was Sie in der letzten E-mail schreiben, ist sehr relevant und wichtig, um sich zu konzentrieren. Ich bin vor vielen Jahre Lehrer gewesen, und ein Problem ist, dass vor allem Mädchen wollen, dass alles perfekt ist.
Die Kombination von Aquarellfarbe, Pflanzen und Natur ist absolut erstklassig. Es ist wahrscheinlich, weil ich schon immer für Biologie und Pflanzen interessiert habe. Biologie ist eines der Fächer, die ich unterrichte. Ich habe auch immer gezeichnet und gemalt, und jetzt habe ich versucht, ein bisschen mehr Zeit zum Malen zu bekommen.
Und die herbstfarben inspirieren. Es gibt aber auch Pflanzen mit Samen und Samenstände. Schön, dass Sie darüber schreiben. Ich habe Samenstände fotografiert, damit ich das später nutzen kann.
Ich wohne in Norwegen, und es ist lange her seit ich Deutsch schreiben habe. Aber ich hoffen du verstehst das meiste. Zu lesen geht gut, aber schreiben ist nicht so einfach. Aber jetzt kann ich es auffrischen. Mit ein wenig hilfe von Google.
Grüsse
Anne
Hallo Anne,
danke für deine Nachricht. Dein Deutsch ist noch sehr gut und verständlich :)
Ich freue mich, dass ich dich auch in Norwegen begleiten und inspirieren darf.
Viele Grüße, Gesche