Hast Du Lust auf botanische Aquarelle und Naturstudien im Skizzenbuch, willst aber nicht auf den Frühling warten?
Eine Naturskizzenbuch-Idee im Winter sind die kahlen Zweige von Laubgehölzen. Mit ihrer Vielzahl an Knospenformen und -farben (Braun ist nicht gleich Braun), bieten sie ein interessantes Motiv und eine neue Herausforderung beim Bestimmen.
Jetzt im Vorfrühling sind die Knospen schon schön dick, aber geschlossen. Aufs Grün müssen wir noch etwas warten.
Auf den ersten Blick erscheinen Bäume und Sträucher im Winter nur schwer zu bestimmen und vielleicht sogar etwas langweilig. Aber, ein genauerer Blick eröffnet eine Welt mit Knospen, Triebe und Narben, die nicht nur als Bestimmungsmerkmal dienen, sondern auch ein interessantes Motiv bieten.
Laubbäume bestimmen im Winterzustand
Laubbäume im Winter zu bestimmen ist nur auf den ersten Blick schwieriger als während der Vegetationsperiode. Denn die Vielzahl an Knospenformen und Farben, die Wuchsformen und Verzweigungen, wiegen die fehlenden Blätter bei weitem auf.
Worauf achten? Tipps für Anfänger*innen
Der kleine Exkursionsführer von mir bildet natürlich nicht die Vielfalt von Laubgehölzen in Mitteleuropa ab, aber er kann Dir für den Start helfen und, vor allem, Deine Augen schulen.
Auf den ersten, ungeübten Blick ist ein Zweig vielleicht einfach nur ein Zweig, ist ein Zweig. Aber schon mit ein bisschen Grundwissen, tun sich Welten auf.
Suche Dir einen Zweig und beobachte:
- Sitzen die Knospen einzeln am Zweig oder gehäuft in Bündeln?
- Sitzen die Knospen gegenständig (stehen sich paarweise gegenüber) oder wechselständig (immer im Wechsel auf einer und der anderen Seite) am Zweig?
- Kannst Du die Schuppen der Knospen erkennen? Wenn ja nur 2-3 Schuppen oder mehr?
- Sind die Knospen behaart, oder kahl? Sind sie klebrig?
- Sind die Knospen rund, oder lang, spitz oder stumpf?
Diese Beobachtungen helfen Dir nicht nur beim Bestimmen, sie erleichtern Dir später auch das Zeichnen und Malen.
Noch mehr Hilfe zur Bestimmung von Bäumen im Winter gibt es hier: https://www.baumkunde.de/baumbestimmung/laubhoelzer/bestimmung-knospen.php
Winterzweige im Naturskizzenbuch
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Du Winterzweige im Skizzenbuch festhalten kannst. Egal, ob mit Tinte, mit Aquarell oder Deinem Lieblingsmaterial. Egal ob, einzeln oder in der Gruppe.
Sammelseite – Einfach nebeneinander reihen
Eine Möglichkeit ist es Deine gefundenen Zweige nebeneinander aufzureihen. Dabei brauchst Du die Seite nicht auf einen Schlag füllen, sondern kannst kontinuierlich weiter dran arbeiten. Zum Beispiel kannst Du von jedem Spaziergang einen interessanten Zweig mitbringen und zeichnen bis die Sammelseite voll ist.
Doppelseiten-Layout: Ein Zweig genauer untersucht
Es kann auch interessant sein den Zweig einer Art auf einer Doppelseite genauer zu untersuchen. Ich treffe immer gerne Vorüberlegungen, wie die Seite aufgebaut werden soll. Diesmal plane ich links den Zweig in Originalgröße. Auf der rechten Seite habe ich dann Platz für den Titel bzw. Namen und einer vergrößerten Knospe.
Außerdem lasse ich Raum für Zierelemente, wie Rahmen (, nur weil ich es hübsch finde) und Notizen zu den Farbmischungen (, weil es nützlich ist).
Zweige und Knospen in Aquarell
Meine „Waffe“ der Wahl im Skizzenbuch ist Aquarell – ich liebe es einfach langsam und genügsam, mit einer Tasse Tee nebendran, das Motiv aufzubauen.
Hier zeige ich Dir, wie ich meine Aquarelle im Skizzenbuch aufbaue.
Wie immer gilt – viele Wege führen ans Ziel. Meine Methodik ist nicht die einzige Möglichkeit, soll Dir aber als Ansatzpunkt und Hilfestellung dienen.
Mischen
Die Brauntöne auf meiner Palette sind Umbra gebrannt, Umbra natur, Lichter Ocker und Siena gebrannt. Diese Kombiniere ich noch mit Blautönen (Cyan und Ultramarin), um so eine Mischung von Braun-, Grau- und Grüntönen zu erhalten.
Grüntöne mit Lichtem Ocker zu Mischen hat den Vorteil, dass sie schon gleich schön „matschig“ gedämpft sind.
Erste Schritte – erste Lasur
Meine Aquarelle beginne ich (fast) immer mit einer dünnen Lasur, in der ich Nass-in-Nass verschiedene Farbtöne variiere. Sie bildet die Grundlage für alle weiteren Farbschichten und kann aber gar nicht hell genug sein. Später wird diese Schicht nur an den hellsten Stellen noch hervorgucken.
Zweite Schicht – Mittlere Töne
Die zweite Farbschicht folgt, wenn die erste getrocknet ist. Dabei achte ich darauf, dass helle Bereiche (in diesem Fall links am Zweig) ausgespart werden. Auch die rillige Struktur des Zweiges deute ich jetzt schon durch meine Pinselführung an.
Die Knospen und Narben
Bei den Knospen und Narben gehe ähnlich vor: Erst eine helle Lasur in der Grundfarbe, dann eine zweite Schicht überall, außer in von Licht beschienen Bereichen.
Dritte Schicht – Details und Schatten
Die dritte Schicht erfolgt wieder, wenn alles getrocknet ist. Ich verstärke die Schattenseite rechts am Zweig und erzeuge die rillige Struktur des Zweiges.
Die Dreidimensionalität und Struktur erreiche ich, weil ich immer wieder helle Bereiche (mit nur zwei Farbschichten) freistehen lasse und nicht alles übermale.
Die Knospen bekommen auch einen verstärkten, fast schwarzen Schattenbereich. Schwarz mische ich mit Umbra gebrannt und Ultramarin.
An dieser Stelle setzte ich auch die feinen Details in den Blattnarben.
Die vergrößerten Endknospen
Die vergrößerten Endknospen auf der gegenüberliegenden Seite male ich auf die gleiche Weise. Schicht um Schicht baue ich Tiefe und Struktur auf.
Rahmen, Titel und Co
Zweige malen allein macht ja schon Freude, aber noch schöner ist es, wenn ich am Ende der Skizzenbuchseite noch einen runden Abschluss gebe.
Rahmen
Rahmen geben der Seite Struktur und sorgen dafür, dass die Zweige nicht einfach nur so im luftleeren Raum auf der Seite liegen.
Titel
Ich betitele meine Naturskizzenbuchseiten immer gerne mit dem Artennamen auf Deutsch und auf Latein. Als Farben nehme ich einfach etwas von den Grün-Braun-Resttönen, die ich noch auf der Palette habe.
Text
Die Menge an Text auf meinen Skizzenbuchseiten varriiert stark. Ich mache mir aber immer gerne Notizen darüber, wo ich das Motiv gefunden habe, oder was mir daran besonders gefällt. Manchmal hole ich aber auch länger aus und schreibe Texte zu den jeweiligen Wanderungen und Entdeckungen.
Geh raus und find Deine eigenen Winterzweige
Ich hoffe, ich habe Dir Lust gemacht selber rauszugehen und die Zweige und Knospen von Laubbäumen im Winter genauer zu untersuchen.
Für Deine erste Entdeckungstour habe ich Dir hier einige der häufigsten und markantesten Laubbaumarten in einem Exkursionsführer PDF zusammengefasst.
Viel Freude beim Entdecken und Malen!
Gänseblümchen in Aquarell
Kostenlose Video Anleitung
Es geht nicht darum schon perfekt malen zu können.
Es geht darum zu starten.
Du brauchst kein Talent, nur den Mut es zu probieren.
– Alles andere zeige ich dir.
Ach ich finde es sooo schön, dein Skizzenbuch (Skizze? Völlig untertrieben!) zu shene. So wunderbare Zeichnungen. Deine Liebe und Leidenschaft für die Natur spricht aus jedem Bild!
Liebste grüße, Doro.